Reservierungs-WAHN: Das Dilemma mit dem Nicht-Erscheinen!

Dominik Köhler

(v.l.n.r.) Harald Brunner, Erich Heindl, Oliver Jauk ©Culinarius

Gastro News hat sich in der Branche umgehört und Wiens Spitzengastronomen über den aktuellen Reservierungsstand befragt. Mit Interessanten Ergebnissen.

Die Freude in der Branche ist groß. Aber es gibt einen Haken. Nach Monaten im Ruhezustand sind die Batterien aufgeladen und vom Chefkoch bis zum Service-Azubi alle bereit, für die Gäste so richtig Gas zu geben. Aber was passiert, wenn diese einfach nicht erscheinen? Das leidige Thema der sogenannten „No-Shows“, ist auch nach dem Ende des Gastro-Lockdowns allgegenwärtig. Der Grund für das unentschuldigte Fernbleiben der Gäste ist dabei auf mehrere Faktoren zurückzuführen.

Das Wetter

Die Reservierung bei strahlendem Sonnenschein aufgegeben, folgt die bittere Enttäuschung in Form einer dicken Regenwolke. Oft reicht leider schon das kleinste Anzeichen einer Schlechtwetterfront, um den angekündigten Restaurantbesuch kurzerhand abzublasen. Leidtragende sind die Gastronominnen und Gastronomen.

Mehrfach-Reservierungen

Die Lust auf den Restaurantbesuch ist längst kaum zu ertragen gewesen. Und um an den ersten Tagen der wiedereröffneten Gastronomie nicht vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden, sprich, keinen Platz zu finden, werden aus Sicherheitsgründen gleich mehrere Reservierungen abgegeben. Zum Unwissen der Gastronomen und Gastronominnen, von denen sich am Ende nur eine oder einer über den Besuch freut. Der Rest bleibt indes ratlos zurück.

Keine Lust

In der Regel geht man mit der Tischreservierung in einem Gastronomiebetrieb keinerlei Verpflichtungen ein. Dabei wird oft auf die damit einhergehende Planung der Gastronomen vergessen. Ein anstrengender Arbeitstag reicht und der Abend wird lieber vor den Glotze verbracht. Daher sollte bei der Tischreservierung die Angabe von persönlichen Daten oder der Kreditkartennummer zur Normalität werden. Damit am Ende des Abends sowohl der Gast, als auch der Wirt glücklich und zufrieden ins Bett fallen kann.

Ein erstes Resümee

Gastronomen ziehen erste Bilanz. Gastro News hat sich in der Branche umgehört und Wiens Spitzengastronomen über den aktuellen Reservierungsstand nach den ersten Tagen befragt:

Erich Heindl – Heindls Schmarren & Palatschinkenkuchl

„Der erste Tag hat sich eher schleppend gestaltet. Das lag am Wetter, denn seitdem läuft das Geschäft richtig gut. Die Touristen fehlen noch, aber daran ist im Moment nichts zu ändern. Mit den eingehenden Reservierungen sind wir sehr zufrieden, davon gibt es nämlich reichlich. Man muss aber bedenken, dass wir aufgrund der Abstandsregel nur rund die Hälfte der Tische besetzen können. Vom Geld verdienen sind wir daher noch weit entfernt.“

Philipp Pracser – Die Blumenwiese

„Wir sind im Sinne der Corona-Regeln komplett ausreserviert. Und das obwohl wir 170 Personen, unter Einhaltung der geltenden Maßnahmen, im Betrieb begrüßen dürfen. Wir freuen uns über jeden Gast und die Chance endlich wieder arbeiten zu dürfen. Der Andrang ist enorm und wir haben schon in den frühen Morgenstunden die ersten Gäste bewirtet. So kann es weitergehen.“

Oliver Jauk –  Ludwig van

„Wir sind zum Neustart der Branche gut gebucht aber es gibt noch vereinzelt freie Tische. Die erste Woche gestalten wir als eine Art Soft-Opening, mit nicht mehr als 20 Gästen im Lokal. Das dient der Erkenntnisgewinnung wie sich die Situation mit den Tests im Betrieb wirklich gestaltet. Vorerst halten wir alles klein.“

Harald Brunner – Das Spittelberg

„Die ersten Tage nach der Wiedereröffnung der Gastronomie sind wir voll. Interessant wird es aber erst, sobald die Tage wärmer werden und es die Leute in die Schanigärten zieht. Außerdem haben wir unser Platzangebot aufgrund der geltenden Abstandsregeln von 120 Plätzen auf 50 reduzieren müssen. Über die überaus gute Auslastung freuen wir uns natürlich trotzdem.“

Martin Pichlmaier – Pichlmaiers zum Herkner

„Grundsätzlich sind wir mit den Reservierungen sehr zufrieden. Aber es gibt noch Plätze und wie gewohnt sind kurzfristige Absagen nicht unüblich. Ich denke, dass viele motivierte Gäste gleich mehrere Reservierungen aufgegeben haben und dann kurzfristig nach Belieben tatsächlich erscheinen. Oder eben auch nicht.“

Benjamin Buxbaum – Boxwood / Buxbaum

„Die Reservierungen sind sehr gut angelaufen. Die tatsächliche Auslastung der Innen- und Außenbereiche hängt aber natürlich auch von der täglichen Wetter-Situation ab. Ich hoffe, dass sich die aktuelle Lage auch in den Juni hinein so stark entwickelt.“

Vlatka Bijelac – beef & glory

„Wir sind ausgebucht und haben nur noch vereinzelt Tische zur Verfügung. Die Reservierungsquote ist sehr gut.“

Charly Schillinger – Swing Kitchen

„Wir arbeiten grundsätzlich ohne Reservierungssystem, daher gibt es in unseren Betrieben das Problem des Nichterscheinens nicht. Natürlich kann ich als Gastronom nachvollziehen, wie ärgerlich solche Situationen für den Arbeitsalltag in den Restaurants sein müssen.“

Berndt Querfeld – Café Landtmann

„Das Frühstück im Café Landtmann ist wie gewohnt ausreserviert. Die Geschäftsleute und Stammgäste kehren zurück und genehmigen sich den ersten Kaffee des Tages bei uns im Haus. Sonst ist aber noch reichlich Platz. Bei den Kaffeehäusern verhält es sich mit der Reservierungen anders, als im Restaurantbetrieb.“