Kolumne: Viel Lärm um nichts (Peter Dobcak)

Dominik Köhler

Peter Dobcak, Fachgruppenobmann der Gastronomie, Wirtschaftskammer Wien ©Culinarius

Es liegt in der Natur der Sache, sich als Interessenvertreter, trotz aller aufrichtiger Mühe, plötzlich zwischen zwei Stühlen zu befinden.

Das Spannungsfeld zwischen konsequentem Vertreten der Mitgliederinteressen und dem politisch Machbaren lässt so manchen Funktionär weniger elektrisiert als frustriert zurück. So geschehen letzte Woche.

Das Öffnen des Handels und der körpernahen Dienstleistungen, wie zum Beispiel Friseure, hat die Forderung nach Öffnung der Tourismusbetriebe immer lauter werden lassen. Sei Monaten stellen wir Branchenvertreter dem Gesundheitsminister ein Konzept nach dem anderen vor, um ein sicheres Öffnen gewährleisten zu können. Bekanntlich wurde auch innerhalb der Regierung, gemeinsam mit den Landeshauptleuten, heftig über mögliche Öffnungsschritte im Tourismus diskutiert. Die Spekulationen gingen von 15. März, Ostern, 1. Mai bis Pfingsten.

Und dann kam die große Tourismus-Eröffnungskonferenz der Wirtschaftskammer Österreich, wenige Tage vor der entscheidenden Sitzung der Regierung mit den Landeshauptleuten, Sozialpartnern und Virologen. 6 Stunden online Liveübertragung im Internet mit verschiedensten Podiumsdiskussionen zu allen relevanten Themen der einzelnen Branchen im Tourismus. Unter anderen erklärte Dr. Hans-Peter Hutter, Professor für Umwelthygiene an der MedUni Wien, nachvollziehbar, warum eine Öffnung durchaus möglich wäre. BranchenvertreterInnen, Experten und Expertinnen, sowie Bundesobleute der einzelnen Branchen im Tourismus begründeten die Notwendigkeit einer baldigen Öffnung. Bundeskammerpräsident und Generalsekretär gaben unterstützende Erklärungen ab.

So deutlich in der Öffentlichkeit hat sich die Bundeskammer noch selten für das Öffnen des Tourismus eingesetzt. Somit wandelte sich die Hoffnung auf eine komplette Öffnung der Gastronomie und Hotellerie für den 15. März 2021 fast schon in Gewissheit. Als gelernter Funktionär ist klar, dass die Bundeskammer nur dann so deutlich auftritt, wenn dies mit der Regierung abgesprochen ist.

Umso größer war die Überraschung und Enttäuschung nach der Pressekonferenz am 1. März. Von einer kompletten Öffnung am 15. März war keine Rede, im Gegenteil, ausschließlich das Öffnen der Schanigärten ab dem 27. März (ausgenommen das glückliche Vorarlberg) wurde gestattet. Von einem Öffnen der Hotellerie wurde sicherheitshalber gleich gar nicht gesprochen.

Irgendetwas ist scheinbar in der Kommunikation zwischen Kanzler und Kammerpräsident mächtig schief gelaufen. Oder die Erklärung ist ganz einfach: Der zuständige Gesundheitsminister hat schlicht und ergreifend „Nein“ gesagt.

Frust, zerstörte Hoffnung und viel Lärm um nichts, egal wie man persönlich zu einem Öffnungsdatum 15. März steht.

Euer
Peter Dobcak