Der große Tequila Durchbruch

Andreas Lindorfer

© Philipp Lipiarski

Ach Tequila, was hast du uns früher angetan. Die meisten Kinder der 80er und 90er Jahre haben beim Gedanken an die Agavenspirituose eher gemischte Gefühle. Die Erinnerungen an die damaligen, in der Gruppe nach außen bejubelten, im stillen Inneren verhassten, Tequila-Orangen-Zimt Orgien, haben ihre Spuren hinterlassen. Somit auch nicht verwunderlich, dass noch bis vor wenigen Jahren Tequila am Spirituosenmarkt eine eher untergeordnete Rolle spielte. Top Qualität war früher kaum verfügbar bzw. die Nachfrage nach dieser auch nicht vorhanden.

Der Aufstieg in den Spirituosen-Olymp

mexikanische Agavenplantage ©iStock

Die Zeiten haben sich geändert. Tequila hat den Aufstieg in den Spirituosen-Olymp geschafft. Zu verdanken war dies sicherlich auch dem Gin-Hype der letzten zehn Jahre und der damit einhergehenden Bewusstseinsbildung rund um alles Hochprozentige. Spätestens seit George Clooney seine eigene Tequila Destillerie „Casamigos“ gegründet und danach um eine glatte Milliarde Dollar verkauft hat, erhielt die Agavenspirituose ihre verdiente öffentliche Aufmerksamkeit. Auch Dwayne „The Rock“ Johnson, US-Schauspieler und Muskelberg, oder Jonas Brothers-Sänger Nick Jonas haben mittlerweile ihre eigene Tequila Marke. Man schmückt sich offensichtlich gerne mit der romantischen Vorstellung von im Sonnenuntergang stehenden mexikanische Agavenplantagen. Sommer, kombiniert mit lässiger Unbeschwertheit. Das kommt an.

Die Herstellung macht den Unterschied 

Die heimische Gastro-Szene erlebt seit ein paar Jahren eine spürbare Qualitätsoffensive. Gäste haben Tequila „neu entdeckt“. Warum das so ist erklärt Dominic Bruckmann, Brand Ambassador Patrón, Bacardi-Martini: „Zum einen ist das Angebot an gutem Tequila stark gewachsen, was dafür gesorgt hat das Bartender öfters Tequila in Cocktails verarbeitet haben und die Auswahl in der Backbar erweitert worden ist. Zum anderen gibt es schon länger einen Run auf Mezcal, was natürlich der ganzen Kategorie „Agaven Spirituosen“ zugutekommt. Hinzu kommt das steigende Interesse an der mexikanischen Kultur, sei es in der Küche oder zu besonderen Anlässen wie dem „Dia de Muertos“. Bei solchen gesellschaftlichen Ereignissen darf das Glas Tequila dann einfach nicht fehlen“.

Patrón Brand Ambassador Dominic Bruckmann © Paul Pack

Wie bei allen Spirituosen, gibt es auch beim Tequila große Qualitätsunterschiede. Abgesehen davon, dass man darauf achten sollte, dass es sich immer um einen 100% Agave Tequila handelt, denn nur dieser garantiert dass keine anderen Zucker- bzw. Alkoholquellen verarbeitet wurden, ist die Produktqualität abhängig von mehreren Faktoren: „Es beginnt mit der Entscheidung wie lange ich meine Agaven reifen lasse um den perfekten Zuckergehalt zu erhalten. Die Reifezeit einer einzigen Agave liegt bei 5-7 Jahren, was im Vergleich zu anderen Spirituosen extrem lange ist, bis der Rohstoff geerntet werden kann. Bei der weiteren Verarbeitung gibt es verschiedene Wege seinen Tequila herzustellen. Patrón hat sich dazu entschieden Tequila auf sehr traditionelle Weise herzustellen und aufwendige Prozesse wie Tahona Räder und Steinöfen zu nutzen. Vollautomatische Prozesse wie Diffusoren sind im Tequila Geschäft keine Seltenheit und das Resultat ist oft weit entfernt von Premiumprodukten. Es ist ähnlich wie beim „Slow Food“, desto mehr Ruhe und Zeit ich dem Produkt bei der Herstellung gebe, desto besser wird das Ergebnis“, so Dominic Bruckmann zu Gastro News Wien.

Mittlerweile ist Tequila aus sämtlichen Barkarten nicht mehr wegzudenken und Bartender sowie auch Gäste trauen sich mehr. „Die Mischung aus Tequila, Grapefruit, Limette und Salz nennt sich „Paloma“ und ist gerade an heißen Tagen ein erfrischender Drink der Laune macht.“ schwärmt Bruckmann. Auch das Tonic Water ist nicht nur mehr allein dem Gin zuzuschreiben. Gemixt mit Tequila ergibt sich ein herrlicher Sommerdrink, der Patrónic,  der gerade die Barszene erobert.

Zum Schluss verrät uns Dominic Bruckmann noch seinen momentanen Lieblingsdrink samt Rezeptur: „Wenn es ein Cocktail sein soll dann ist es momentan der „Silver Old Fashioned“, dort bekomme ich das meiste von den Tequila Aroma heraus und es entsteht ein süffiger und vollmundiger Tequila Drink“. Viel braucht es dazu nicht: 6cl Patrón Silver, 1 Barlöffel Agavendicksaft und 3d Grapefruit Bitters. Rühren und auf Eis abseihen und mit einer Grapefruitzeste garnieren. Fertig. 

Tequila bietet sich aber nicht nur als Spirituose für Longdrinks oder Cocktails bestens an. Jeder sollte einmal einen guten Tequila in einem Nosing- oder Weinglas pur verkosten. Der Spirituose etwas Zeit geben, denn man hat hunderte Jahre Tradition im Glas die man für sich entdecken und genießen kann. Der Bartender ihres Vertrauens steht sicher gerne beratend zur Seite.

 

© Philipp Lipiarski