Zukunftsmusik: Omid Girakhou über die Aussichten in der Gastronomie

Anna-Lena Seeber

Omid Girakhou und seine Einschätzung der Lage ©iGülin Erdoğan

Seit fast sechs Jahren ist Omid Girakhou bei Quandoo tätig und führt als DACH-Countrymanager unter anderem das Salesteam der Tischreservierungs-Plattform. Als Branchenkenner hat er Gastro News Wien einige Fragen über die Zukunft der Gastronomie beantwortet.  

Wie beurteilen Sie die Zukunft der Gastronomie? 

Die anhaltende Coronakrise wird die Gastronomieszene lange beschäftigen und der Wiederaufbau wird eine Mammutaufgabe für alle Teilnehmer werden. Andererseits ist die Krise auch eine Chance, um neue Geschäftsmodelle aufzubauen und sich umzustellen. Das Mindset hat sich stark verändert, und das sehen wir jetzt schon. Gastronomen stellen sich breiter auf, um auf Krisen gewappnet zu sein. Zum Beispiel bieten viele Restaurants nun auch Lieferdienste an, bei denen dieser Service sonst keinen Platz im Geschäftsmodell gefunden hätte. Wer jetzt kreativ wird und bereit ist, die nötigen Umstellungen zu durchführen, vergrößert die Wahrscheinlichkeit als Krisengewinner herauszukommen.

Wann kann Ihrer Einschätzung zufolge die Gastronomie normal weiterarbeiten? 

 Das hängt von sehr vielen Faktoren ab, die keiner bis dato wissen kann. Aber es muss sehr bald sein. Unternehmern wird in diesen Zeiten allerdings ein proaktives Handeln abverlangt. Nun heißt es kreativ werden und das eigene Geschäftsmodell in Frage stellen. Es ist an der Zeit, dass gastronomische Unternehmen sich und ihr Angebot breiter aufstellen. Viele Restaurants, sofern nicht bereits vorhanden, erreichen ihre Kunden nun mit einem Online-Lieferservice. Auch Gutscheine sind eine gute Liquiditätsspritze. Wenn Politik und Gastronomen diese Herausforderung annehmen und gemeinsam schultern, kann die Gastronomielandschaft wieder aufgebaut werden.

Wie lange wird es dauern bis sich die Gastronomie wieder von der Krise erholt hat? 

 Je weniger Entlassungen und Schließungen es in dieser Zeit gibt, desto rascher erfolgt natürlich die Erholung. Die Zwangspause können Gastronomen allerdings nutzen, um sich digital zu rüsten.  Wenn man sich umschaut und einen Blick auf unsere Gesellschaft wirft, kann man feststellen, dass Digitalisierung schon fest in unserem Alltag verankert ist. Tischreservierungen, kontaktloses Zahlen, Essensbestellungen – man kann alles mit wenigen Klicks erledigen. Ein Blick über den Tellerrand ist jetzt gefragt. Gastronomen können sich hierbei von ihren ebenso angeschlagenen Kollegen aus der Eventszene viel abgucken. Kurzerhand finden DJ Sets im Wohnzimmer statt, Museumsbesuche werden digital. Neue digitale Formate, wie beispielsweise Dining out at Home, Live Cooking oder Kochwebinare wären auch für die Gastronomie denkbar. Innovation und Unternehmergeist sind in der jetzigen Situation maßgebend für die Überwindung dieser Krise..

Rechnen Sie mit einem Ansturm auf die Gastronomie nach der Krise oder wird sich der  Betrieb schleichend wieder aufbauen? 

 Ich rechne definitiv mit einem immensen Boom der Gastronomie. Die Isolation und die momentane Situation zeigt, dass unsere Gesellschaft das Miteinander und die Kommunikation untereinander braucht. Die Gastronomie bietet den Menschen Begegnungsstätten und erfüllt somit genau diese wichtige gesellschaftliche Funktion. Essen, und damit auch Restaurants, sind die Grundpfeiler der menschlichen Kultur. Wir vermissen es, gemeinsam essen gehen zu können. Nach der langen Pause wird die Gesellschaft dieses Bedürfnis wieder stillen wollen. Ich persönlich gehe davon aus, dass die Menschen die Restaurants befüllen werden, wie noch nie zuvor. Deshalb wird sich die Gastronomie meiner Meinung nach schneller als manch andere Branchen von der Krise erholen.

Ist die Option Lieferservice in Ihren Augen ausreichend, um die Krise zu überstehen?

Lieferservice, Gutscheine oder auch Lebensmittelverkauf vor Ort könnten das Ausmaß des Schadens abdämpfen. Entscheidend ist hier aber vor allem, inwiefern die Branche vom Staat unterstützt wird.