Juan Amador: „Jammere sicher nicht über zu viel Zeit“

Alexander Winter

© Inge Prader

Juan Amador leitet das gleichnamige und vielprämierte Grinzinger Restaurant Amador. Ein Mann der Stress gewohnt ist, befindet sich nun, wie so viele andere, in einer außergewöhnlichen Situation. Er hat mit Gastro News Wien über die derzeitige Lage, seine unverhofft gewonnene Freizeit und Mutter Natur gesprochen.

Gastro News Wien: Wie sieht Ihre Arbeit momentan aus?

Juan Amador: Das komplette Team befindet sich in Kurzarbeit. Wir machen jetzt Arbeiten, die wir sowieso schon lange aufgeschoben haben. Einerseits katalogisieren wir Beispiel Rezepte und sind mitten im Papierkrieg, andererseits fangen wir gerade mit einem Kumpel von uns an, Gläser und Teller zu blasen. Wir planen natürlich auch für die Zeit danach, man muss ja an die Zukunft denken.

Was sind das für Pläne?

Wir bauen gerade einen Webshop auf und verkaufen weiter unsere Gutscheine und Pfannen, bei denen wir Input hatten. Die Gutscheine werden aber sehr kritisch betrachtet, was ich zum Teil verstehe. Die Kunden fragen sich, was mit dem Gutschein passiert, wenn wir Insolvenz anmelden. Es ist eine verständliche Angst, aber das wird nicht passieren.

Wieso bieten Sie keinen Lieferservice an?

Da bin ich dagegen. Auf der einen Seite haben wir diese ganzen Beschränkungen und dann setze ich mich mit sowas erst wieder Gefahren aus. Ich will ja nicht, dass beim Liefern jemand ins Essen hustet.

Wie haben Ihre Mitarbeiter auf die Situation reagiert?

Viele haben ihre vorübergehende Kündigung angeboten, aber ich wollte sie nicht einfach rausschmeißen. Man muss in guten wie in schlechten Zeiten zusammenstehen. Jetzt haben wir schlechte Zeiten und kümmern uns um sie. Wir sind schon lange eine Familie und sind die ganze Zeit in Kontakt.

Was macht ein Chef Amador mit der neu gewonnenen Freizeit?

Also den Aspekt finde ich großartig. Ich bin barfuß im Garten und habe gerade mein Fahrrad abgeholt. Ich wohne am Waldrand und hau mich einfach in die Natur. Ich treibe in der Tat Sport (lacht). Früher habe ich gejammert, dass ich keine Zeit dafür habe. Da jammere ich jetzt sicher nicht, dass ich zu viel Zeit habe.

Sie klingen sehr optimistisch für diese ungewisse Lage.

Das bin ich auch. Der Virus ist eine schreckliche Sache, aber er hat viele positive Nebeneffekte. Ich finde es interessant, dass Mutter Natur die Notbremse zieht – der Planet wird gesünder und was wir lange nicht geschafft haben, hat Corona geschafft. Ich genieße jetzt die Ruhe und tanke entspannt Kraft. Das hat auch was und wir sind in keinem Weltkrieg, die Situation könnte viel schlimmer sein. Meine Eltern sind in Spanien, da will jetzt glaube ich keiner von uns sein. Wir müssen einfach nur zuhause bleiben und das ist auch gut so – es wird Körper und Geist gut tun.