Extrem-Winzer Leo Hillinger: „Über die Grenzen gehen is mei Leben“

Marko Locatin

Leo Hillinger im Leo HILLINGER Wineshop & Bar, Wollzeile 25 © Wynn Florante

Marko Locatin Trifft: Leo Hillinger. Sein Tagespensum ist extrem: 4 Stunden Schlaf, 20 Stunden Arbeit, viele Termine, einige Flaschen Rotwein. „Wenn i so weiter tu leb i net lang“, sagt der 51-jährige Extrem-Winzer. Ein Gespräch über Sport, Schmerzen, Marketing, Neider und Fleischkonsum.

Knapp vor Weihnachten. Wollzeile. Der Laden brummt. Hillinger erscheint pünktlich, aber es wird einige Minuten dauern, bis wir unser Gespräch beginnen können. Der Leo – es ist fast unmöglich, per Sie mit ihm zu sein – ist eine Marke zum Anfassen. Jeder will ihn begrüßen, und er genießt die Zuneigung, die ihm hier entgegen gebracht wird.

Gastro News Wien: Es scheint zwei Hillingers zu geben. Einer düst mit dem Mountain-Bike durch die Rieden, der andere investiert in Start-Ups und ist in Sachen Marketing und Vertrieb unterwegs. Wie bringen Sie das unter einen Hut?

Leo Hillinger: Ich arbeite 20 Stunden am Tag, schlaf nur vier und mach fünf Stunden Sport. Täglich! Das muss man trainieren. Aber ich bin schon am Weg, länger zu schlafen. Wenn ich so weiter tu leb ich nicht lange, das weiß ich.

Es ist 19 Uhr. Wie war Ihr heutiger Tag bisher?

Ich komm grad von einem Termin. Des war der 15. heute. Jetzt geh ich gleich Essen. Auch das ist ein Geschäftstermin. Morgen flieg ich nach München und habe Termine für ein neues Food Konzept. Ein Investment. Und am Nachmittag bin ich wieder hier.

Zeit verschwenden ist nicht in Ihrer DNA, oder?

Na. Man muss effektiv sein. Und sehr konsequent. Genau das habe ich auch in meinem Buch beschrieben (Anmerkung: Leo Hillinger Konsequenz, Konsequenz, Konsequenz). Ich treff mich mit meinen Geschäftspartnern oft am Flughafen, um keine Zeit zu verlieren!

„Du musst stellenweise auf Schmerzen stehen. Sonst packst du des net“© Wynn Florante

Sie haben aus dem einst verschuldeten Weinhandel Ihrer Eltern ein florierendes Unternehmen gemacht. Können Sie kurz die Erfolgsgeschichte erzählen?

Harte tägliche Arbeit und: Konsequenz, Konsequenz, Konsequenz. Ich arbeite, da zähl ich den täglichen Sport dazu, 20 Stunden am Tag. Du musst stellenweise auf Schmerzen stehen. Sonst packst du des net.

Also wie Radfahren?

Genau so. Über die Grenzen hinausgehen. Das ist mein Leben.

Wer Visionen hat, braucht einen Arzt lautet ein Aphorismus. Warum trauen sich gerade in Österreich die Menschen so wenig zu?

Das ist leider wirklich so. Sehr wenige nämlich trauen sich viel zu. Ich persönlich sag, die haben einfach zu wenig Selbstvertrauen. Das kannst du aber nur haben, wenn du auch gut bist! Mein Spruch: Ein gutes Produkt verdient ein gutes Marketing. Schlechtes Produkt, gutes Marketing ist ein schneller Tod.

Manche lieben Sie, andere weniger. Wie gehen Sie mit Kritik um?

Früher hab ich’s persönlich genommen. Mittlerweile weißt, wer mich nicht kennt, kann mich nicht mögen. Ich bin, wie ich bin–  immer schon! Ich hab’ keine Zeit mich zu verstellen. Die Neider interessieren mich nicht mehr.

Welche Trends machen Sie eigentlich im internationalen Weinbusiness aus?

Man darf sich nicht so beeinflussen lassen. Aber man muss open minded sein. Den Leuten geben, was Sie wollen, aber keinen Trends nachlaufen.

Sie haben Wein, Sie haben Kosmetik, Sie haben Investments. Was reizt Sie noch?

Ich bin an 25 Firmen beteiligt und an vier Immobilien-Firmen. Jetzt denk ich über ein Chalet-Hotel-Konzept nach, also mehrere Hotels nach einem Muster. Dann möchte ich eine virtuelle Weinwelt aufbauen.

 Virtuell?

Ja. Damit die Leute verstehen, was hinter dem Wein steckt. Ich will das Thema Wein mit allen Sinnen erlebbar machen.

Apropos Wein. Welcher Wein wären Sie als Person? 

Ein HILL 1 natürlich (Anmerkung: Syrah, Merlot, Cabernet). Der ist sehr kräftig, trotzdem sehr weich und harmonisch. Das bin ich auch. Und er hat einen heftigen Charakter (lacht).  Da weißt du genau, was du trinkst.

Wie viel trinken Sie eigentlich?

Ich trink das halbe Jahr nix. Das ist die Nacht und der Vormittag. Na, im Ernst: ich trinke schon einiges, aber ich betrinke mich nicht. Auch da bin ich konsequent. Das macht der Sport.

Wein ist Ihr Business. Welche Rolle spielt Kulinarik, Essen in Ihrem Leben? 

Ich bin seit einigen Wochen Vegetarier. Seit ich den Film „What the Health“ gesehen habe (Anmerkung: Doku über den Zusammenhang von Zivilisationskrankheiten und Ernährung). Früher habe ich praktisch nur Fleisch gegessen.

Geht Ihnen da nichts ab?

Nein. Ich fahr ja Radrennen. Neulich in Südafrika. 205 Kilometer mit einem 40-er Schnitt. Zwölf sind gestartet, von sechs die ins Ziel gekommen sind, waren drei Veganer. Des is ka Zufall!

Herr Hillinger, danke vielmals für das Gespräch!