Kellermeister Pratsch: Kattus lebt!

Marko Locatin

Kellermeister Herbert Pratsch am Kattus-Stammsitz in der Billroth Straße 51 © Culinarius_GmbH_Sophisticated_Pictures

Im Kattus-Keller lagern über eine Million Flaschen, aber das weiß nicht mal Herbert Pratsch so genau. Pratsch, Kellermeister der Sekt-Dynastie, ist seit 43 Jahren im Unternehmen verwurzelt. Er stammt aus einer Weinviertler Winzerfamilie. Sein Großvater hat bereits Grundwein an Kattus geliefert, der Vater war Volontär und  Lieferant, sein Neffe liefert den Grundwein für die Große Reserve. Pratsch, gerade noch im weitläufigen Keller unterwegs, eilt zu einem großen Lebensmitteltransporter im Hof, wo er „nur kurz“ den Zuckergehalt kontrollieren muss.

Herr Pratsch, Sie sind seit 43 Jahren im Unternehmen. Wie läuft Ihr Tag ab?

Kurz nach 5 am Morgen sperr ich auf und arbeite 13 Stunden pro Tag. Ich hab da aber kein Problem, denn ich sehe meinen Beruf als Berufung und nicht als Job. Als Primus hatte ich das beste Maturazeugnis der Klasse, also hat man mich schon vor der Matura rekrutiert (lacht). Mein Vorgänger war da schon 75 Jahre alt. Ich kümmere mich natürlich auch um den Einkauf der Weine, Beratung der Winzer und Erstellung der Cuvees. Und natürlich um die täglich laufende Betriebskontrolle (wirft einen strengen Blick auf den Lebensmitteltransporter im Hof).

Können Sie mir kurz die Produktion erklären?

Kellermeister Herbert Pratsch: „Hier spielt sich die Gärung ab. Kattus lebt“  © Culinarius_GmbH_Sophisticated_Pictures

Der Grundwein, der hier gerade angeliefert wird, stammt aus dem Weinviertel aus der Region Poysdorf. Er ist bereits analysiert und wurde für richtig befunden. Im Tank erfolgt die erste, in der Flasche die zweite Gärung. Bei uns liegt der Grundwein ja mindestens eineinhalb Jahre, im Upper-Class Bereich bis zu drei Jahren auf der Hefe.

Dann wird gerüttelt? 

Richtig. Bei uns wird händisch und mit der Gyro-Palette gerüttelt. Wenn sich die Hefe schließlich am Flaschenhals ansetzt, werden die Flaschen in ein Tauchbad bei Minus 22 Grad versenkt. Beim anschließenden Degorgieren wird das jetzt gefrorene Hefedepot aus der Flasche geschleudert. Danach erfolgt noch die Dosage. Mehr Dosage ergibt einen süsseren, weniger einen trockenen Sekt. Korken drauf und fertig.

Was trinken Sie am Liebsten?

Das kann ich Ihnen definitiv sagen. Ultra Brut, ohne Dosage. Das ist knochentrockener Sekt von der Hefe weg, der ist ganz naturnah. Aber das ist jetzt eine rein private Betrachtungsweise.

Kattus führt auch einen eigenen Organic-Sekt?

Ja, der Grundwein stammt aus biologischem Anbau. Interessant ist, dass auch für die Dosage entsprechender Bio Zucker verwendet wird. Bei uns Organic-Sekt ein Nischenprodukt, aber wer weiß wie sich das in Zukunft noch entwickelt. Wir sind jetzt fertig, oder? Ich muss nämlich nur schnell zur Abfüllanlage….

Herr Pratsch, danke für das Gespräch.