Rauchverbot: Wir machen „Schwarz-Weiss Politik“

Marko Locatin

Nun ist es also soweit. Am 2. Juli 2019 hat der Nationalrat das generelle Rauchverbot in der Gastronomie beschlossen. Nachdem die Rauchware zum österreichischen Kulturgut gehört und Herr und Frau Österreicher eher konfliktscheu sind, wurde Anfangs auch eine Lösung gesucht, die, salomonisch, sowohl Rauchern als auch Nichtrauchern die Möglichkeit geben soll, nach ihrem Geschmack einen Lokalbesuch zu genießen. Die noch bis zum 1. November 2019 gültige Lösung der Wahlfreiheit bzw. die Trennung in Raucher- und Nichtraucherräume war das Ergebnis.

Während der vergangenen 10 Jahre hat sich unsere Gesellschaft durch innere und äussere Einflüsse allerdings zu einer interessanten Melange vermengt. Politische Aufgeklärtheit mischt sich mit individuellem Selbstbewusstsein in Form von Intoleranz und Egoismus. Besonders die Angehörigen der oberen Bildungsschichte entwickeln ein fast fanatisches Körperbewusstsein, gefolgt von einer gefühlten missionarischen Berufung seinen eigenen Lebensstil anderen aufzwingen zu wollen. Das, was wir den Amerikaner vorwerfen, mit allen Mitteln die (amerikanische) Demokratie ungefragt in die Welt tragen zu wollen, praktizieren wir mehr und mehr im Kleinen in unserem eigenen Land. Alles unter dem Deckmantel sich um das Wohl der Gesellschaft zu sorgen und Verantwortung für sich und seine Mitmenschen übernehmen zu wollen.

In der Grundausrichtung ist Verantwortung zu übernehmen, besonders für die Schwächeren unserer Gesellschaft, der Klebstoff des sozialen Zusammenhalts. Doch wenn dieser zum politischen Instrument verkommt, dann ist es höchste Zeit diese Entwicklung zu hinterfragen.

Bestes Beispiel ist das was sich in den letzten Wochen im österreichischen Parlament abgespielt hat. Dagegen ist das Brexit-Chaos in London ein harmloser Heimatfilm, sagen wir mal etwas pointiert. Da wurde nichts hinterfragt oder in Ruhe diskutiert, sondern wurden, ganz nach bekannter Manier, getragen von gegenseitiger Abneigung und Rachegelüsten, Dinge beschlossen, die für noch immer große Teile einer Branche existenzbedrohende Auswirkungen haben werden.

Die Warnungen von uns Interessenvertretern wurden mehr ignoriert, als wahrgenommen. Ich frage mich wozu wir uns überhaupt die Mühe machen auf mögliche Folgen für Betriebe und Anrainer hinzuweisen, wenn man, Schulbuben gleich entweder gar keinen Termin bei den Abgeordneten bekommt, oder mit seinen Argumenten gegen eine Mauer läuft. Natürlich werden wir nicht ruhen, bis unsere Bedenken berücksichtigt werden. Denn auch wir sind Experten, nicht nur die Mediziner.

Leider wird das von der alten Regierung kritisierte „Golden Plating“ beim Rauchverbot in Reinkultur praktiziert. Offensichtlich sind wir unfähig, das uns Österreichern eigene Musterschülersyndrom abzulegen. Die Mehrheit der europäischen Länder hat für kritische Teile der Gastronomie, wie die Nachtgastronomie, Bars und vor allem die Shisha-Bars, praxisnahe Ausnahmen geschaffen. Wir machen „Schwarz-Weiss Politik“, fahren mit dem politischen Breitschwert hinein und bringen tausende Betriebe damit um.

Selbstverständlich wird man mir und meinen Kollegen Jammerei und sinnloses Kämpfen gegen den Zeitgeist vorwerfen. Erstens sind wir Unternehmer es gewohnt zu kämpfen und zweitens interessiert mich der Zeitgeist nicht, sondern die Schicksale meiner Kollegen und Kolleginnen die diesem zum Opfer fallen.

Euer

Peter Dobcak