Restaurant-Kritik: O’boufés

Julia Schachinger

©O'Boufés

Beschwingt von seinem Erfolg wagte der Grazer Meisterkoch Konstantin Filippou das Ungewöhnliche und eröffnete kurz nach seinem gleichnamigen Pionierlokal sein zweites Restaurant, das bald mit zwei Hauben von Gault Millau geehrt wurde. Die Rede ist von Filippous Bistro O’boufés. Gastro-News hat sich angesehen, ob das Weinlokal des Gourmetkochs seinem guten Ruf gerecht wird.

Ganz unaufdringlich liegt das O’boufés in der Dominikanerbastei beim Stubentor, dezente Lichter und ein eleganter Schriftzug weisen den Weg. Mit abgeschabten Wänden in einem warmen Sandton begeistert es mit trendigem „Shabby Shic“. Gedeckte und dunkle Farben bestimmen das weitere Innenleben des Lokals: schwarze Sessel, schwarze Stühle und sogar eine schwarz gepinselte Decke verleihen dem Lokal eine dämmrige, aber gemütliche Stimmung.

Naturnahe Weinkarte

„Natural Wines“ zählen zur Philosphie des Bistros. Die vielseitige Weinkarte umfasst über hundert Weine aus biologischem Anbau, viele davon stammen von österreichischen Winzern. Das O’boufés setzt auf „Gmischta Sotz“ aus dem Burgenland oder Grünen Veltliner aus dem niederösterreichischen Weinviertel, es muss nicht von weit her sein, damit es schmeckt, ganz einfach. Die dazugehörige Weinberatung mutet ebenfalls simpel an: „Kann man machen“, bestätigt die freundliche und zuvorkommende Kellnerin unsere Wahl und reicht die minimalistisch anmutende Speisekarte.

Die Zutaten sind Programm

Statt Gerichten werden Zutaten aufgelistet, getrennt lediglich durch einen Punkt. Als dann die Speisen serviert werden, ist man fast überrascht, wie raffiniert sich die simplen Begriffe in die duftenden Schmankerl verwandelt haben. Das würfelförmig servierte Rindsbackerl ist genauso, wie es sich Feinschmecker erwarten würden: Es zerfällt schon beim Ansehen, schmilzt fast auf der Zunge und schmeckt herrlich würzig und zart. Der Geschmack bleibt im Mund, wirkt lange nach, man ist fast traurig, dass er wieder gehen muss.

Geschmacksduett

Die Spezialität der Woche stammt diesmal aus dem Meer. In Krustentierschaum schwimmend werden die Hummerravioli in einer großen, schwarzen Schüssel serviert, in der sie fast zu versinken scheinen. Ohne viel Aufhebens und sehr naturbelassen schmecken sie, fast klebt noch der Meeresduft an den in feinen Teig gearbeiteten Meerestieren. Trotzdem lassen sie dabei die Geschmacksexplosion vermissen, die das Dessert wieder entzündet: Orangen Crème brûlée mit Sauerrahmeis. Die zarte, aber doch feste Karamellschicht gibt dem sanften Löffelstich gleich nach, die Crème ist etwas zu fest geraten, aber besticht mit ihrer feinen, unaufdringlichen Fruchtnote. Der wahre Star des Desserts ist aber die in Szene gesetzte Eiskugel, deren säuerlicher Geschmack perfekt mit karamellisierten Nüssen verbunden wird.

Fazit

Sowohl bei der Inneneinrichtung als auch in der Küche setzt das O’boufés auf Purismus. Alte Weinsorten, köstliche, aber simple Speisen, gemütlich, aber schick: alles kann, nichts muss. Möchte man seinen Gaumen verwöhnen lassen und findet keinen Gefallen an zu viel Schnick Schnack ist man im O’boufés definitiv an der richtigen Adresse.

O’boufés
Dominikanerbastei 17
1010 Wien
Tel.: 01/512 22 29-10
http://www.konstantinfilippou.com/de/oboufes/startseite.html