Fernsehköche als Restaurantbetreiber

Philipp Stottan
Fernsehkoch Oliver Hoffinger mit Gastro News Wien Macher Dominik Holter

Fernsehkoch Oliver Hoffinger mit Gastro News Wien Macher Dominik Holter

Von Oliver Hoffinger

Mein Name ist Oliver Hoffinger – nicht Koch mit! Oliver. Seit über 10 Jahren arbeite ich nun beim Fernsehen. Ich darf alle duzen, wenn ich will (sogar die Kronprinzessin von Thailand – eventuell an einem anderen Tag dazu mehr).

Womit will ich diesmal aller Aufmerksamkeit erhaschen?
Lesen sie die Überschrift nochmal!

Es gibt kaum bekannte TV-Köche die kein Lokal betreiben. Einer der es nicht macht, bin übrigens ich, doch dazu nicht ganz so viel später.

Es gibt mittlerweile fast so viele Küchenchefs die im TV ihre mehr oder weniger großartige Kunst zum Besten geben, wie Sandkörner in der Serengeti.
Deutschland und das deutsche Fernsehen überschwemmen den gesamten deutschsprachigen Raum mit Kücheninformationen für den Otto-Normalverbraucher- Haushalt.
Und für die etwas mehr Interessierten, im Ausland ist der Trend auch nicht spürbar rückläufig.

Zurück zum Thema.
Im Flimmerkasten kochen und dann auch noch selbst ein Lokal betreiben und persönlich dort sein?
Österreich ist, was die erwartete persönlich Anwesenheitspflicht des Koches betrifft, ein ganz besonderes eigenes Pflaster.

Ein Lokal als Österreichischer Fernsehkoch betreiben? Ich weiß, keine kluge Idee.
Seit ich im Fernsehen arbeite, wagte ich nicht ein eigenes Lokal zu eröffnen.
Auch mit „nur“ einer Sendung pro Woche ist es weit mehr Aufwand als man sich als Zuseher bzw. Gast im Allgemeinen vorstellen vermag. Die Zeit die einem tatsächlich bleiben würde um im Lokal anwesend zu sein, würde sich dann eher nicht auf 12 Stunden und mehr pro Tag belaufen.

Und da ist es – das österreichische Problem!
Was will der Zuseher, wenn er in das Lokal des von ihm mehr oder weniger verehrten Kochs zu Besuch kommt?
Logisch!
Er will diesen besagten Koch antreffen!
Was, wenn der Koch nicht da ist?
Enttäuschung pur!
Emotional nachvollziehbar, aber für den Unternehmer/„TV-Koch“ vollkommen legitim.
Warum?
Tja, der „Star“ muss nicht nur z.B. 30 Minuten Sendezeit pro Woche am Bildschirm erscheinen. Nebenbei stehen noch Redaktionssitzungen, Showauftritte, Buchpräsentationen, Auslandsreisen etc. auf dem Programm und eventuell hat er auch noch die Unverfrorenheit und hat ein Privatleben! Noch blöder ist wenn er mehrere Lokale hat, vielleicht in verschiedenen Ländern.

Also, kann der „Star“ immer im Lokal sein, wenn sie da sind?
NEIN!
Ist deswegen das Essen, die Einrichtung, das Personal und ihr Abend schlechter?
Wohl kaum!

Gedanken des Gastes:
„Ich wollte ihm immer schon sagen, das ich seinetwegen zu
kochen begann usw.…
Der Protagonist, einmal Live und Farbe!
Es fehlt der Händedruck, das unverbindliche Gespräch, das echte Autogramm, die Widmung des Kochbuches und der eine persönliche Kochtip von dem man im Freundeskreis jedem erzählen kann!“

Die Wahrheit ist, jeder Gastronom sucht nach guten Locations und ausgezeichnetem Personal, damit auch bei Abwesenheit seinesgleichen, alles so ist, als wäre er selbst vor Ort.

Beispiel: Mein Freund Tim, hatte ein Lokal in Wien – sperrte zu.
Warum?

Beispiel: Jamie, sperrt ein Restaurant nach dem Anderen wieder zu – vielleicht auch das in Wien.
Warum?

Niemand weiß die Hintergründe genau.

Doch gerade Wien, ist eine Stadt in der sich die Einheimischen daran erfreuen, wenn jemand der in der Öffentlichkeit steht „scheitert“ und wieder schließt.

Neid und Missgunst, muss man sich hier nicht erarbeiten. Steffen Henssler hat angesagt 2019 in Wien ein Lokal eröffnen zu wollen.
Wahrscheinlich Sushi.
Könnte funktionieren, wenn Herr & Frau Österreicher nicht zu gekränkt sind, ihn nicht zu jeder Tages- und Nachtzeit persönlich anzutreffen.

Unsere Größten sind ja schließlich auch immer vor Ort:
Mozart, Schubert, Hollein, Thomas Bernhard – alles Größen nach ihrem Tod und immer da.

Muss ich erst Sterben um zu (Über)leben – Hölzl (Falco)?

Danke fürs Nachdenken
Oliver