Multitalent Martin Ho im Interview

Michaela Reisel

Martin Ho mit Ehefrau Ivana und Tochter Ivy Kim © leisure communications/Christian Jobst

Martin Ho ist aus der Wiener Gastro-Szene schon seit Langem nicht mehr wegzudenken. Dabei ist der Wiener mit asiatischen Wurzeln gerade einmal 32 Jahre jung. Sein Unternehmen DOTS Group gründete er im Jahr 2005, heute beschäftigt er rund 250 Mitarbeiter. Zur Kulinarik der DOTS Group gehören zwei Restaurants (DOTS Establishment auf der Mariahilferstraße und DOTS im Brunnerhof), zwei Clubs (VIE i PEE und Pratersauna) und die vietnamesischen Street Food Lokale IVY’s PHO HOUSE.

Damit nicht genug: auch ein Golfmagazin (Perfect Eagle) zählt zu DOTS, Beteiligungen an Start Ups, die Publikation eines Kochbuchs („DOTS Cooking“) kann Ho für sich verbuchen.

Mehr geht nicht? Oh doch! Heuer gibt der Tausendsassa sein Debüt als Hotelier. Und wo Ho draufsteht, ist garantiert was Exklusives drin: sein neueröffnetes Boutiquehotel „La Petite Ivy“ befindet sich im 1302 errichteten Trenninghof in der Wachau. Der Trenninghof gehört zum UNESCO Weltkulturerbe und konnte bis dato, da immer in Privatbesitz, nur von außen betrachtet werden. Bis jetzt.

Martin Ho im Gespräch mit Gastronews.wien:

 

Gastronews.wien: Herr Ho, als Sie die DOTS Group gegründet haben, waren Sie noch sehr jung. Wie kam es zu dem Schritt?

Martin Ho: Ich habe zuerst Medizin studiert, habe aber schnell gesehen, dass die Universität nichts für mich ist. Ich wollte etwas Eigenes schaffen und habe gesehen, dass ein experimentell-avantgardistisches Konzept in Wien fehlt. Mit der Unterstützung meiner Familie habe ich dann auf wenigen Quadratmetern das damalige „DOTS experimental sushi“ (heute „DOTS Establishment“) eröffnet. Zum Glück hatte ich Recht und das Konzept wurde vom ersten Tag an angenommen. Bereits nach einem Jahr konnten wir auf die dreifache Größe ausbauen.

Was sind kleinere und größere Herausforderungen, ein Unternehmen wie die DOTS Group zu leiten?

Martin Ho: Wir tragen die Verantwortung für 250 Arbeitsplätze. Ich bin selbst dauernd in meinem Betrieben, damit wir das Qualitätsniveau konstant halten. In den letzten Jahren haben wir permanent neue Projekte realisiert und das überwiegend mit Eigenkapital. Das nächste Projekt ist schon wieder in Vorbereitung und auch die wachsende Kette IVY’s PHO HOUSE bekommt noch neue Standorte. Man braucht viel Freude an dem Job und muss von Visionen getrieben sein, um täglich sein Bestes zu geben und mit voller Motivation an die Sache heranzugehen.

Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis? Welchen Rat würden Sie Ihrem jüngeren Ich geben?

Martin Ho: Mein jüngeres Ich war zum Glück sehr unvoreingenommen und hat nicht alles so genau gerechnet, wie ich es heute mache. Für mich sind Leistungswillen und Leistungsbereitschaft die Basis, um Projekte erfolgreich umzusetzen und ein Unternehmen wachsen zu lassen. Als Migrant, der mit zwei Jahren nach Österreich kam, wollte ich dem Land immer etwas zurückgeben. Das tun wir jetzt mit 250 Arbeitsplätzen. Ich wollte mich aber auch beweisen und zeigen, dass man es schaffen kann, wenn man hart genug arbeitet.

Zu DOTS gehören nicht nur erfolgreiche Gastro-Betriebe und Clubs. Sie sind bekanntlich sehr kunstaffin. In Ihrem neuen Boutiquehotel befinden sich Werke von Erwin Wurm, Franz West, Jeff Koons oder Andy Warhol. Woher kommt Ihre Leidenschaft für Kunst und was haben die zwei Themenbereiche Kunst und Kulinarik gemeinsam?

Martin Ho: Für mich sind das zwei Themen, die untrennbar miteinander verwoben sind. Kulinarik ist auch Kunst und sehr viel Kunst beschäftigt sich mit Kulinarik. Erst das perfekte Ambiente macht exzellente Kulinarik zu einem Erlebnis für alle Sinne. Kunst ist mir selbst als Leidenschaft so wichtig, dass ich auch immer etwas beruflich damit machen wollte. Daher entstanden mit der Zeit die Galerie und der Kunsthandel. Die Werke, die jetzt im La Petite Ivy zu sehen sind, werden es aber nicht mehr verlassen. Das sind meine privaten Lieblinge, von denen ich mich nicht mehr trennen werde. Kunst ist aber auch international und verbindend: Das fördert meine Liebe zur Kunst noch mehr, weil ich jemand bin, der gerne über (gesellschaftliche und kulturelle) Grenzen hinwegschaut.

La Petite Ivy © leisure communications/Christian Jobst

Im Juli fand ein exklusives Pre Opening Event mit Freunden und Wegbegleitern statt. Was ist für die Eröffnung im September geplant? Gibt es schon ein konkretes Datum? Ab wann kann man eines der begehrten Zimmer buchen?

Martin Ho: Die Zimmer kann man jetzt bereits buchen. Wir haben bewusst eine längere Soft-Opening-Phase geplant, um den Betrieb zu perfektionieren. Ich komme aus der Gastronomie und dem Clubgeschäft. Mit der Hotellerie betrete ich Neuland. Ich habe sehr konkrete Vorstellungen, wie es im La Petite Ivy funktionieren soll. Für den Gast soll es sehr ungezwungen wirken. Um das auf hohem Niveau zu erreichen, brauchen wir ein paar Wochen, um alle Abläufe zu optimieren und das hohe Qualitäts-Niveau einzuspielen, das ich mir vorstelle. Wir kommen gut voran und werden den offiziellen Eröffnungstermin bald bekanntgeben. Wir freuen uns aber über alle, die schon vor der offiziellen Eröffnung zu uns kommen. Und bitten auch um Verständnis, dass wir uns noch täglich verbessern.

Das „La Petite Ivy“ bietet neben einen Spa-Bereich und einen Helikopter-Landeplatz. Verraten Sie das ein oder andere weitere Highlight des Hauses?

Martin Ho: Das Highlight ist vor allem die Kunst, die sich durch jedes Eck des Hauses zieht. Die Gastronomie wird sehr bodenständig werden und sich an regionalen und saisonalen Spezialitäten orientieren. In einem über 700 Jahre alten Haus stecken in jedem Eck kleine Geheimnisse und ein Stück Geschichte, dass ich auch erst entdecke. Ein Highlight ist aber sicherlich die Dom-Perignon-Suite, die geballte Kunst und ein wunderbares Design von Alex Riegler bietet.

In einem Interview aus dem Jahr 2009 nannten Sie zwei Lebensträume. Ein Baumhaus im Vietnam und ein Hotel. Mit dem „La Petite Ivy“ ist ein Traum Realität. Ist der zweite Traum noch aktuell bzw. haben sich Ihre Lebensträume verändert?

Martin Ho: Das Baumhaus muss noch bisschen warten! Es gibt noch einige Projekte und meine kleine Tochter Ivy – ihr ist auch das Hotel gewidmet – ist erst ein Jahr alt. Aber der Traum vom Baumhaus ist noch nicht ausgeträumt. Das La Petite Ivy ist ein erster Schritt zu etwas Entschleunigung abseits der pulsierenden Großstadt. Meine Familie und ich wollen auch viel Zeit im Hotel verbringen und die wunderbare Wachau genießen.

Was bringt die Zukunft für die DOTS Group, worauf dürfen sich die Wiener freuen?

Martin Ho: Im Herbst eröffne ich mein vorerst letztes Projekt in Wien. Ich habe mir aber angewöhnt, erst über gelegte Eier zu sprechen – also bitte noch etwas Geduld. Mit IVY’s PHO HOUSE wollen wir im nächsten Jahr noch rund vier bis fünf Standorte eröffnen. Dann nehmen wir uns einmal etwas Zeit, um das gesamte DOTS-Universum zu synchronisieren. Den Kunsthandel und die Galerie möchte ich in naher Zukunft auch ausbauen.

www.dotsgroup.eu

La Petite Ivy © leisure communications/Christian Jobst