Meet me at Miznon

Michaela Reisel

Links: Pita mit Lamm, rechts: Pita mit Minutensteak, unten andeutungsweise und daher nochmal im Text: überfahrene Erdäpfel mit Sauerrahm © Michaela Reisel

Was haben Tel Aviv, Paris, Melbourne, New York und Wien gemeinsam? Ja richtig, ein Miznon!

Seit Ende 2015 befindet sich im ehemaligen Dombeisl in der Wiener Innenstadt das Miznon. Israelisches Streetfood von Starkoch Eyal Shani. Da mein (fast) täglicher Weg dran vorbeiführt, war ich natürlich schon das eine oder andere Mal drin. Okay… öfter.

Ist aber auch verlockend, mit dem kistenweise frischen Gemüse in den Fenstern. Oft reihen sich Süßkartoffeln an den großen Glasscheiben dicht aneinander, aktuell entdeckt man saftig rote Paradeiser, ein Fenster weiter versammeln sich Zitronen. Und natürlich eine ganze Menge frischester Karfiolköpfe. Die sind wichtig, weil längst eins der Aushängeschilder des Miznon. Auch, wer es selbst noch nicht ins Lokal geschafft hat, hat schon mal von den im Ganzen gebratenen Karfiolköpfen gehört. Mehr der Brokkoli-Fan? No Problemo, auch den gibt’s im Ganzen!

Miznon © Angelo Kreuzberger

Chickenspachtel im Shanigarten

Vor den Augen der neugierigen Gäste wird in der offenen Küche gleich links nach dem Eingang Feines zubereitet. Fleisch auf dem Grill, überfahrene Erdäpfel (ja, die heißen so!) mit Sauerrahmdip, frisches Gemüse, der Duft von Gewürzen – eine Mischkulanz made in Food Heaven. Auf der Speisekarte steht unterschiedliches Fleisch, aber auch viel Vegetarisches. Gefüllte Pita mit Minutensteak, Lamm oder Chickenspachtel (mit Kren drin – super!) sind längst Klassiker, vegetarisches Must-Try: Ratatouille.

Links und rechts: Überfahrene Erdäpfel mit Sauerrahm © Michaela Reisel; Mitte: Karfiol im Ganzen © Lisa Leutner

In Selbstbedienung sieht man sich direkt an der Theke vor der Küche die Speisekarte durch, wählt, bestellt und bezahlt. Es wird nach dem Namen gefragt, dann sucht man sich einen Platz. Ist das Essen fertig, ruft ein Mitarbeiter den Namen des Gastes durchs Lokal. Dann heißt’s Speisen holen und auf die Plätze, fertig, losgenießen! Jetzt im Sommer besiedelt die hungrige Meute gern den Schanigarten – oder in Anlehnung an Eyal Shani – Shanigarten. Der liegt Richtung Domgasse und ist mit seinen kleinen Holztischen beliebt und entsprechend voll, mittags wie abends. Reservieren kann man nicht, wer da ist, ist da. Jetzt hört man’s naturgemäß nicht, wenn drinnen der eigene Name ertönt. In dem Fall werden Pita, Karfiol & Co. nach draußen getragen.

Auch nett: Während man auf’s Essen wartet, kann man sich beim Fensterbrett rechts vom Eingang ein bisschen Pita und Hummus nehmen.

Ich kann die oben erwähnten gefüllten Pita mit Chickenspachtel (dünner Fladen mit Huhn, wird mit der Spachtel vom Grill geschabt und ins Pita gefüllt) bzw. Pita mit Minutensteak wärmstens empfehlen, als Beilage unbedingt die überfahrenen Erdäpfel wählen. Meine Begleitung mochte das Pita mit Lamm bzw. das Ratatouille. Wenn nix mehr reingeht, den Karfiol / Brokkoli auf den kommenden Besuch verschieben.

Cool war es, als Musik aus den Boxen dröhnte. Für das ultimative Streetfood Feeling, sozusagen. Gibt’s das noch? Hab‘ ich die letzten Male vermisst. Aber auch mit einer Geräuschkulisse aus Gesprächen und Durcheinanderreden fröhlicher wie essender und wahrscheinlich auch dank Essen froher Gäste macht ein Besuch im Miznon Freude.

Vom Stephansdom nach Tel Aviv

Die Atmosphäre ist superlässig, die Mitarbeiter begegnen einem offen, als würde man sich schon jahrelang kennen. Das macht Freude und scheint bei den unterschiedlichsten Menschen gut anzukommen. Von Herrschaften in Kostüm und Anzug bis hin zu Familien, Studenten, Touristen, Freundesrunden bis zu Alleineessern zieht’s die buntesten Leute her. Im Miznon trifft sich scheinbar jeder gern.

Grad mal drei Schritte vom Stephansdom entfernt, aber einen Fuß ins Miznon gesetzt und man glaubt, man wär‘ in Tel Aviv. Ein Mikrokosmos pulsierenden Lebens, voller Gemütlichkeit, gleichzeitig ein bissl hektisch, in jedem Fall aber eine Auszeit vom Alltag.

Fazit: Ob Liebhaber israelischer Küche oder kompletter Neuling. Das Miznon zieht unterschiedlichste Menschen in seinen Bann. Wer auf Wiener Grant steht (und ich behaupt‘ nicht, dass der nicht auch seinen Charme haben kann), ist hier definitiv falsch. Dafür gibt’s gutes, unkompliziertes Essen gepaart mit viel Lebensfreude.

 

Miznon Vienna

Schulerstraße 4

1010 Wien

Öffnungszeiten: MO-SA 12-22:30 Uhr