Benkei 2.0

Andrea Wieger

Wieder Ungargasse – wieder hervorragend.

Zuerst waren sie traurig, die Benkei-Pilger: letztes Jahr hatte der beliebte weil grandiose Sushiwirt geschlossen. Das Ende von top Japan-Küche im dritten Bezirk? Geh wo! Ende 2017 wurde wieder aufgesperrt. Diesmal entschied sich die Familie Chang, die ursprünglich aus Taiwan stammt, für das andere Ende der Ungargasse (Ecke Barichgasse), ein Stückchen weiter stadtauswärts also.

Das alte Lokal wirkte mit den tiefen Tischen zum am-Boden-sitzen zwar recht authentisch, aber doch etwas abgewohnt. Die neu eröffnete Labstelle macht ebenfalls einen eher nüchternen Eindruck: drei Plätze an der Sushitheke und ein paar dunkle Tische im hohlen Raum. Die typisch japanische „Holzgittertür“ und ein bisschen Japan-Deko, aber nicht überladen und relativ unspektakulär.

Dafür aber die Speisen – die sind sehr wohl spektakulär. Kobachi, die kleinen Gerichte, eignen sich wunderbar als Vorspeise. Besser gesagt als Vorspeisen, denn – wie auch in anderen Ländern üblich – auch in Japan teilt man gerne aus der Tischmitte raus. Ob das nun Yaki Atsuage Tofu (gebrannter Tofu mit Bonito-Flocken) ist, oder Seealgen-Salat, oder Satsuma Age (frittierte Fischlaibchen) oder der animierende kalte Blattspinat in hervorragend cremiger Sesamsauce und rauchigem Dashi-Fond: alles schmeckt hinreißend.

Spinatsalat mit Sesamsauce

Wenn dann hoffentlich noch gut Platz ist im Magen, stellt sich die Frage ob Sushi oder doch eine warme japanische Hauptspeise. Empfehlen kann ich Beides, mit gutem Gewissen. Das kleine Sushi-Set (18 €) kommt beispielsweise mit sieben Stück Nigiri (Fisch auf Reis) plus acht Stück Maki (Fisch in Reis und Alge) daher. Lachs, Butterfisch, Branzino, Aal, Garnele, Goldbrasse und Gelbflossenthunfisch – welch schöne bunte Mischung, die auf der Zunge zergeht. Auch im Vergleich zu Sushi essen direkt in Tokio ist das schon richtig klasse hier, im Benkei. Einzig der Thunfisch, der könnte eine Spur fetter sein. Was in Japan nach den verschiedenen Fettstufen bestellt wird, ist aber hierzulande wohl eher unbeliebt. Der lauwarme Reis schmeckt leicht nach Getreide, ist weich und klebrig. Ja, so mag ich das. Jedes Stück Sushi kann übrigens auch einzeln geordert werden. Preislich bewegen wir uns da zwischen 2,50 € und 7 €.

Als Spezialgericht des Hauses wird mir Miso Yaki empfohlen. Das ist in Miso eingelegtes und über Feuer gegrilltes Heilbuttfilet. (12 €) Dafür braucht es echt keinen Trip nach Fernost, auch in der Ungargasse bringt es mich zum Dahinschmelzen. Weich, würzig, buttrig, salzig, superb! Wer sich bei dieser verlockenden Auswahl nicht entscheiden kann, der ist wahrscheinlich mit einem Omakase Set am besten bedient. Hierfür bespricht man zuerst wieviele Gänge es sein sollen und ob etwas Bestimmtes nicht gewollt oder nicht vertragen wird. Den Rest übernimmt dann der Chef. Zurücklehnen und sowohl die Speisen als auch die stets freundliche Bedienung genießen ist hierbei angesagt.
Mein Fazit:
Der Fokus liegt hier gottseidank nicht an der Außenfassade oder der Innenraumgestaltung, sondern auf grandioser Qualität in altbekannter Manier. Alle, die das „alte“ Benkei nicht kannten, verpassen was, wenn sie das „neue“ Benkei nicht betreten.

Benkei
Ungargasse 65
1030 Wien
Tel. 01/718 18 88
Geöffnet: Montag bis Freitag 11:30 – 14: 30 & 18:00 – 22:30, Samstag 18: – 23:00, Sonntag und Feiertag geschlossen