Ein internationaler Österreicher mit großer Mission im Palais Hansen Kempinski

Michaela Reisel

Gerhard Mitrovits hat etwas zu erzählen. In 13 Ländern hat der General Manager des Luxushotels Palais Hansen Kempinski bereits gelebt. Seit über 40 Jahren ist er aus der internationalen Hotel-Branche nicht wegzudenken. Lauscht man seinen Berichten, gibt es gefühlt kaum einen Flecken Erde, auf dem der gebürtige Burgenländer nicht schon ein Luxushotel geleitet hat. Weltstädte wie New York, Peking, Moskau, Kairo, Jakarta, Riad oder Taipeh – überall hat er Halt gemacht. Vor rund sieben Monaten verschlug es ihn nun wieder in seine Heimat. Warum? Nun, das verstehe sich ja von selbst, denn: „Wer lebt nicht gerne in Österreich?“

Es ist ein regnerischer Dezembervormittag, als wir uns auf den gepolsterten Sitzgelegenheiten der Hotellobby zum Gespräch niederlassen. Es fällt mir kein Ort ein, an den das 5-Sterne-Hotel besser hinpassen würde als an Wiens Prachtboulevard, die Ringstraße. Vor 140 Jahren von Theophil Hansen erbaut, bergen die historischen Mauern mit dem Palais Hansen Kempinski ein Luxushotel, das alle Stücke spielt. Seit Gerhard Mitrovits der Gastgeber ist, noch ein paar Stücke mehr.

Im Gespräch mit Gastronews.wien verrät der Weitgereiste, was er an Wien schätzt, wofür er vehement kämpft und was er mit dem Kempinski vorhat.

Internationale Erfahrungen: „Spannende Zeit“ und „sehr viel Reiserei“

Nachdem er eine Kochlehre im Burgenland absolvierte, wollte er ursprünglich weit weg. Aus den Jugendplänen, auf ein Schiff zu gehen oder auszuwandern, wurde leider nichts, so verschlug es ihn erstmal nach Deutschland. Er lernte schon früh die Besonderheiten der heimischen wie auch der ungarischen Küche zu schätzen. Paprikahendl, Gulasch und Wildgerichte kommen ihm da sofort in den Sinn. Mit Anfang Zwanzig ließ er die Hotelausbildung folgen. Von Lagerist über Stewarding, Warenannahme , Cost Control bis Event Management und Food & Beverage Department sammelte er Erfahrungen in verschiedensten Bereichen. Es folgten weltweit Positionen im Management und als Hoteldirektor bei Hyatt, InterContinental und Steigenberger. „Vor elf Jahren bin ich dann zu Kempinski gestoßen.“ Mit Europas ältester Luxushotelkette folgten Stationen in Südostasien, als Regionaldirektor in Moskau, auch für die GUS-Staaten war Mitrovits zuständig. „Das war sehr viel Reiserei.“ Über China und Kairo kam er schließlich zurück nach Wien. „Das wollte ich unbedingt, nach 40 Jahren zurück in Österreich zu sein.“

Mission „Dem Haus Lokalkolorit verpassen“, Geheimwaffe Apfelstrudel

Gerhard Mitrovits bezeichnet sich selbst als „internationalen Österreicher“, bringt als solcher Erfahrungen und Ideen von überallher mit, hat aber einen Riecher, worauf es im Wiener Kempinski ankommt. Hier will er den Fokus auf typisch Österreichisches legen. „Verösterreichisieren“ nennt er das. Ein Trumpf: die heimischen Mehlspeisen. Apfelstrudel, Sachertorte, Gugelhupf sowieso. „Jeder hat Millefeuille, Macarons und Brownies. Ich habe gesagt, ich möchte, dass wir uns zurückbesinnen. Das älteste Kuchenrezept der Welt zum Beispiel ist die Linzer Torte. Sowas muss man anbieten. Da kann man eine Geschichte erzählen.“ Der Kurs, den er fährt, scheint der richtige zu sein. Der Apfelstrudel des Hauses findet bereits internationale Erwähnung. Im Silverkris, dem Magazin der Singapore Airlines, erschien kürzlich eine Liste der ,Iconic Cakes worth travelling for‘. Neben diversen Tipps auf der ganzen Weltpräzisiert die Publikation nicht nur, was, sondern vor allem, wo die kulinarischen Highlights in Österreich zu finden seien: „In Vienna you have the famous Sacher cake and the Apple strudel at the Kempinski. Das muss man sich einmal vorstellen“, zitiert Mitrovits nicht ohne Stolz.

Der Apfelstrudel ist nicht nur ein Genuss für sich, er ist ein Spektakel und wird als solches zelebriert. Fünfmal am Tag wird er frisch gebacken und vom Chef-Patissier persönlich auf einem Servierwagen in die Eingangshalle gebracht. Mit einem Glöckchen wird angekündigt, dass im Kempinski Strudelzeit ist. Dazu werden Schlagobers, Vanillesauce oder Vanilleeis gereicht. Oder alles, wie man möchte.

Von Fiakern und Sonntags-Einkäufen

Eine weitere Facette der „Verösterreichisierung“ des Luxushotels ist der Fiaker vor dem Haupteingang. Dieser wird sehr gerne gebucht, steht dadurch oft vor der Tür. Einen eigenen Stellplatz kann es aufgrund der bürokratischen Hürden noch nicht geben. „Aber wer weiß“, meint der Hoteldirektor mit einem Zwinkern.

Als internationaler Österreicher plädiert er zum Beispiel auch für die Sonntags-Öffnung der Geschäfte: „Ganz egal, wo ich auf der Welt gelebt habe, und das waren doch World Capitals, hast du 24/7. Du kannst shoppen, wann du willst.“ Nicht so hierzulande, dabei komme Wien eine wesentliche Bedeutung zu: „Wien ist eine der wichtigsten Städte im Lifestyle der Welt, in der Kultur. Es gibt über 150 Museen, wir haben die 10 Millionen-Grenze an Touristen überschritten und du kannst am Sonntag nicht einkaufen. Das hören wir immer, immer wieder.“ Das störe vielleicht nicht die zwei oder drei Sterne Touristen, die in Reisegruppen unterwegs und vor allem von Sehenswürdigkeiten angezogen würden, jedoch sehr wohl „den Highend-Tourismus, der von Millenials aus China, Russland, Arabien oder Amerika geprägt ist. Diese würden die Wochenenden noch mehr genießen, wenn sie einkaufen könnten.“ Die Problematik liegt für Gerhard Mitrovits dabei auf der Hand: „Wissen Sie, das ist jemand, der alles hat. Der will in Wien am Wochenende shoppen gehen. Aber du stehst vor verschlossenen Geschäften. „Deswegen sollten wir uns dessen langfristig nicht verwehren. Wir sind genauso eine Weltstadt Dubai, London, New York, oder Singapur.“

Und wie sieht es mit dem Thema Raucherregelung aus? „Wir sind eines von den drei Luxushotels mit eigener, komplett abgetrennter Zigarren Lounge. Und die hat immerhin über eine Million Euro gekostet. Das Investment will ja auch verwendet werden.“

Besonderheiten des Palais Hansen Kempinski

Weltweit gibt es 78 Hotels der Luxuskette, rund 20 weitere sind im Bau. Kempinski managt weltweit Flagshiphotels, hat führende Häuser u.a. in Abu Dhabi, Istanbul, München oder Berlin. Das Kempinski in Wien hat einen besonders großen Suiten-Anteil, mit 98 Zimmern und 54 Suiten sind mehr als ein Drittel aller Zimmer Suiten. Was sehr viel mehr ist als in vergleichbaren Hotels. Auch durch sein kulinarisches Angebot sticht das Wiener Kempinski hervor. Mit dem Edvard (1 Michelin-Stern, 3 Hauben mit 17 Punkten im Gault & Millau) beherbergt man eines der höchstdekorierten Restaurants der Stadt. Die Küche Wien (12,5 Punkte im Gault & Millau) bietet unter anderem Wiener Klassiker wie Tafelspitz. Ein Tipp ist aber auch das Frühstück, das an verschiedenen Stationen mehr als 180 Artikel offeriert.
Und drei überdachte Tageslicht-Innenhöfe hat auch nicht jedes Hotel. Zudem verfügt das Hotel über eine der größten Lobbys der Stadt, die Hotelgäste und Wiener willkommen heißt.

Wenn der Chef persönlich kocht

Auch für das neue Jahr feilt Gerhard Mitrovits schon an Ideen. So soll das Palais Hansen Kempinski etwa im Catering-Bereich noch stärker aufgestellt werden. „Caterings für bis zu 150 Personen.“ Mehr sollten es nicht sein, um eine hohe Qualität zu garantieren. „Da sind wir gerade bei einer Logo-Entwicklungsphase und einer Namensgebung.“ Auch über ein Rent-a-Chef-System denkt Mitrovits nach, quasi einen Sternekoch und Butler-Service für zu Hause.

Zudem soll die Interaktion mit den Gästen noch stärker forciert werden. Schon zu seinem Launch heuer im Frühjahr war zu bemerken, dass Herr Mitrovits alle Zeichen auf Kommunikation setzt. Zusammen mit Nina Honzik, seit Anfang des Jahres PR & Communications Managerin im Wiener Kempinski, lud er Journalisten ein und bekochte diese in der Live Cooking Station des Hotels in mehreren Gängen. Die Möglichkeit, den Köchen des Hauses in ihrer Aktivität zusehen zu können, gibt es schon jetzt. Auch für Events kann die Live Cooking Station gebucht werden. Wer also selbst hinter dem Herd aktiv werden möchte, zum Beispiel, um Freunde zu bekochen, hat die Möglichkeit dazu. Aber auch für Firmenfeiern werde das Angebot gerne gebucht. Auch die Outdoor-Facilities (Dachterrassen) plant man stärker zu nutzen. Dies nur ein Auszug von dem, was vom Palais Hansen Kempinski in Kürze zu erwarten ist.

Freizeit mit Natur und Küchenyoga

Auch wer im Beruf mit solch einer Leidenschaft zu Werke schreitet, mit der Gerhard Mitrovits Anekdoten aus jahrzehntelanger Tätigkeit im Hotelwesen erzählt, muss ab und zu einmal abschalten. Kürzlich machte Mitrovits den Yachtschein. Ruhe findet er auch beim Golfen oder in der Natur. Da bleibt das Handy dann zu Hause. „Absolute Entspannung ist für mich auch Kochen. Ich nenne das Küchenyoga“, verrät Mitrovits.

Da sitzt einem ein Mann gegenüber, der Gott und die Welt gesehen hat, gleichzeitig voller Begeisterung über Germknödel oder Kaiserschmarrn spricht. Und Sätze sagt wie: „Ich mache die besten Semmelknödel.“ Dabei ein Funkeln in den Augen, man glaubt es ihm sofort. Im Gespräch streut Gerhard Mitrovits immer wieder englische Phrasen ein. Zwischendurch verfällt er aber auch in einen österreichischen Dialekt. Als wir sitzen und plaudern, ertönt ein Glöckchen. Nun ist es aber Zeit für einen Apfelstrudel – Widerrede zwecklos!

 

Palais Hansen Kempinski

Schottenring 24, 1010 Wien

www.kempinski.com/de/vienna/palais-hansen

Fotocredits: Palais Hansen Kempinski