Wirt alleine Zuhause

Michaela Reisel
(c) iStock

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Von Peter Dobcak

Als Teil der frühen Babyboomer-Generation kann ich mich noch gut daran erinnern, dass die Matura das große Ziel der Grundausbildung war. „Wenn du die Matura hast, dann steht deiner beruflichen Karriere nichts mehr im Wege“ so das Credo meiner Eltern. Nicht lange nach meinem Schulabschluss am Modul, mit Matura, hieß das Ziel: Studium! „Ohne einen akademischen Titel kannst du eine Karriere vergessen!“ hallte es landauf, landab. Ein akademischer Grad schien die absolut notwendige Voraussetzung für Karriere und Wohlstand. Von einer möglichen Lehre war nicht die Rede, „denn nur mit einem Studium ist man wer!“ – so die über Jahre den Jugendlichen und Eltern eingebläute Meinung.

Die Folgen des meist gut gemeinten Ehrgeizes der Eltern sowie der politisch Verantwortlichen, sind heute dramatisch spürbar. Österreich hat einen veritablen Mangel an Lehrlingen und qualifizierten Mitarbeitern in nahezu allen Berufen. Dafür produziert das System Jahr für Jahr Akademiker, die mit ihrer Ausbildung de facto nichts anfangen können, denn die Latte wurde schon lange höher gelegt. Nun müssen Praktika und postgraduale Studien absolviert werden, um vielleicht in einem Büro einen im Verhältnis zur Ausbildung völlig unterbezahlten Job zu bekommen. Von Wohlstand, garantiert durch ein oder mehrere Studien, kann keine Rede mehr sein. Obwohl Österreich im internationalen Vergleich immer noch einen verhältnismäßig geringen Akademikeranteil in der Bevölkerung hat, kann der Markt die Erwartungshaltung der vielen Uni-Absolventen nicht decken. Die völlig zu Recht erstrebenswerte, sogenannte „Chancengleichheit“ wird mit einem „du musst studieren“ verwechselt. Doch Chancengleichheit heißt auch, die Möglichkeit zu haben, wenn man möchte, nicht der Zwang etwas tun zu müssen.

„Das Gegenteil von Gut…. ist gut gemeint.“ lautet ein bekanntes Zitat. So wie wir Männer über Jahrzehnte die Leistungen unserer Frauen als Mutter und Hausfrau zu wenig bis nicht wertgeschätzt haben, wurde uns die Wichtigkeit einer fundierten handwerklichen Ausbildung viel zu spät wieder bewusst. Wie dankbar sind wir heute einen guten und vor allem verlässlichen Handwerker zu finden, der qualitativ hochwertige Arbeit liefert. Dies allerdings zu einem Preis, der manchen Studierten vor Neid erblassen lässt.

Begleitet wird diese Entwicklung von einer dramatischen Verschiebung der Prioritäten eines Großteils der jungen Generation. Meine Generation hat von der Work-Life Balance gesprochen, die Jungen leben sie. Die berufliche Karriere voranzutreiben und Wohlstand zu erwirtschaften ist nicht mehr die allein seligmachende Motivation. Für die jetzige Generation der Studierenden und Lehrlinge sind andere Ziele wichtiger. Einerseits ist das in Ordnung so, andererseits fehlt dem Arbeitsmarkt der qualifizierte Nachwuchs. Dabei wären Wohlstand und Karriere gut vereinbar, denn die Nachfrage nach Fachkräften ist enorm. Dazu bietet Österreich mit dem dualen Ausbildungssystem das weltweit beste berufliche Ausbildungssystem für alle Interessierten.

Mit nur etwas Grips und Ehrgeiz kann sich der junge Mensch nach wenigen Jahren selbständig machen und mehr Geld verdienen als so mancher Uniabsolvent.

Auf den Punkt gebracht, sollten sich deutlich mehr AHS Absolventen überlegen eine Lehre zu machen statt irgendein Blümchenstudium ohne wirtschaftliche Zukunft zu absolvieren. Denn als Unternehmer im Gewerbe oder einem Dienstleistungsberuf könnten sie jenes Einkommen erwirtschaften, das sie durch ihre Leistung auch verdienen.

Wenn die Gewerkschaft auch noch ins Boot kommt und den jungen Menschen nicht bloß immer vorsingt welche Rechte sie haben, sondern auch ein wenig auf ihre Pflichten hinweist, gehört der Jugend als wertvolle Mitarbeiter oder Unternehmer die Zukunft.

Wenn nicht, wird der Anteil an geschätzten akademischen Taxichauffeuren weiterhin steigen. „Bringen’s mich bitte nach Hause, Herr Doktor“…….

Euer

Peter Dobcak