Wodka und Blintschiki im Dritten

Andrea Wieger

Gehen Sie oft ukrainisch essen? Ich schätze auf diese Frage antworten hierzulande die meisten Menschen mit Nein. Sehr schade eigentlich, denn diese Küche hat Einiges zu bieten. In der Hauptstadt erledigt das Elvira Sari, eine aus der Ukraine stammende Wirtin, die seit ein paar Jahren das „Elvira´s“ in der Seidlgasse – ums Eck der Landstraßer Hauptstraße – betreibt. Damals hat sie das „Kärntner Stüberl“ übernommen, inklusive in die Jahre gekommenem Mobiliar und sanierungsbedürftiger Küche. Das war den Stammgästen aber herzlich wurscht, bei dem was alles aus Elvira´s Küche kam. Nach einem Unfall vor zwei Jahren beschloss die Chefin das Lokal zu renovieren, ihm mehr Frische einzuhauchen. Gesagt, getan. Seit dem heurigen März erstrahlt das „Elvira´s“ in neuem Glanz.

Viel Holz, die Tische in schwarz, die Stühle naturbelassen mit bunten Akzenten. Ebenso die Lampen stellen Farbtupfer in rot, orange und gelb dar. Eine mit Holzrohren tapezierte Bar, an der Wand eine lange hübsche Sitzbank, die mit schwarz-gemustertem Teppich überzogen ist, dann noch bunte rustikale Teller im Ukraine-Look als Wand-Dekoration, ein paar (eh nicht zu viele) ukrainische Puppen und Kochbücher in der Ecke. Kurz gesagt: hinreißend und gemütlich schaut das jetzt aus! Dazu die sanfte ukrainische Musik oder Jazziges aus den Boxen und schon fühlt man sich sehr wohl. Das Wohlbefinden der Gäste steht für die entspannte Elvira Sari ohnehin an oberster Stelle. Wenn sie nicht gerade selbst in der Küche steht und kocht, kommt sie – anstatt mit einem elektronischen Gerät – mit dem Notizblock zum Tisch (ist mir schon sympathisch), um die Speisen und Getränke aufzunehmen, spricht Empfehlungen aus, plaudert ein wenig und strahlt dabei innere Ruhe aus wie selten jemand in der Gastronomie.

Und was gibt Elvira´s Küche so her? Echte ukrainische Hausmannskost. Tatsache. Gekocht von ukrainischen Frauen in der neuen, ukrainischen Küche. Ohne Zusatzstoffe und ganz naturbelassen versteht sich. Da hätten wir beispielsweise ein paar Suppen (€ 3,40 – 4,90): Pilzsuppe, Rindsbouillon, die traditionelle Borschtsch – Rote Rüben Suppe wahlweise mit oder ohne Fleisch und mit Sauerrahm serviert. Sauerrahm ist sowieso ein viel verwendetes Gut in der russischen und ukrainischen Küche, sehr fein. Und ein paar Salate (€ 3,50 – 7,90): scharfer Tomatensalat, Bauernsalat, Salat „Olivier“ – typisch russisch mit Mayonnaise, „Schuba“, das ist Hering im Pelzmantel oder den köstlichen Karpatensalat, für den ich mich entschied: rote Rüben, Pilze, die wirklich nach Pilze schmecken, gekochte Wachteleier, rote Bohnen, Tomaten. Das ganze nicht überladen mit gesüßtem Dressing, sondern nur leicht mariniert und mit viel Dille obendrauf. Das schmeckte so richtig „echt“, grandios.

Bei den sogenannten Zwischengerichten (€ 5,10 – 11,90) handelt es sich zum Beispiel um „Mlintzi“, zarte Pfannkuchen mit rotem Kaviar, oder „Blintschiki“ – Palatschinken mit Kraut oder Fleisch und Sauerrahm oder „Golubzi“, Kraut-Rouladen mit Steinpilz-Sauce. Alles probierenswert, wie ich finde. Ich hab jedoch die verschieden gefüllten „Wareniki-Teigtaschen“ genossen, die im braunen Tongeschirr daherkommen und mit geschmolzener Butter, Rahm und Dille serviert werden. Der Teig ist eher dick, die Teigtaschen eher klein und mundgerecht und die Füllungen köstlich. Meine Favoriten waren die mit Kraut und die mit Kartoffel-Pilz-Füllung. Bei den Hauptgerichten setzt Elvira auf Deftiges: Kalbsbraten mit Pilzen und Polenta (€ 15,20), in Honig und Rosmarin mariniertes Lammkarree vom Grill mit Speckkartoffeln (€ 15,90) – das probier ich nächstes Mal – oder auch Schweinefleisch-Eintopf aus dem Tontopf (€ 11,20). Und dann? Dann noch eine ukrainische Nachspeise: am besten die süße Variante der „Warenikis“ oder der „Blintschikis“ – in Österreich sagt man Topfenpalatschinken zu dieser Köstlichkeit.

Auch zu trinken gibt’´s was Feines: allen voran natürlich Wodka, ukrainisches Bier, Weine aus Moldawien (oder dem Burgenland), Malz-Limo namens „Kwas“ oder ein rauchiger Saft aus Trockenfrüchten, der „Uswar“ genannt wird und phänomenal schmeckt.

Zweigängige Mittagsmenüs werden von Montag bis Freitag um sagenhafte € 7,90 serviert, auf Wunsch auch mit Espresso, dann kostet´s um einen Euro mehr.

 

Mein Fazit:

Großartig! Elvira legt eine Leidenschaft an den Tag, die man spürt und gleichzeitig strahlt sie die Ruhe aus, die man sich beim Essen gehen wünscht. Zum Entspannen, wie zuhause. Das sagt nämlich auch Elvira selbst: „Das ist mein Lokal, hier bin ich zuhause.“ Wie schön. Die Qualität der Speisen ist top und die Preise sind hierfür wirklich moderat. Also… hingehen! Bald!

 

Elvira´s

Seidlgasse 30

1030 Wien

Tel. 01/ 890 80 81

www.elvirasrestaurant.at

Geöffnet: Montag bis Freitag 10:00 – 23:00, Samstag 12:00 – 23:00