Der unsichtbare Dritte

Michaela Reisel

Seit Jahrzehnten die gleichen Vorwürfe, seit Jahrzehnten die gleichen Forderungen, seit Jahrzehnten die gleichen Statements: die Mitarbeiter bekommen zu wenig bezahlt, die Mitarbeiter haben zu viel Stress, die Karrierechancen sind gering, die „Fluchtrate“ aus der Branche überdurchschnittlich hoch, qualifizierte Lehrlinge kaum zu bekommen……

Das war die Grundaussage der Gewerkschaft VIDA bei ihrer Pressekonferenz zur Frage: „Macht Arbeit im Tourismus unzufrieden?“

Dass genau dieses über die Jahre schlecht Reden über die Arbeit in der Gastronomie und Hotellerie ein wesentlicher Grund ist warum immer weniger Menschen in dieser Branche arbeiten wollen scheint den Vertretern der Gewerkschaft noch nicht aufgefallen zu sein. Uns Unternehmern wurde wieder einmal Raffgier, Uneinsichtigkeit und Rücksichtslosigkeit vorgeworfen, zumindest unterschwellig.

Es ist nicht so, dass wir aus Böswilligkeit unseren Mitarbeitern nicht mehr zahlen wollen, sondern wir können schlicht und ergreifend nicht mehr zahlen, weil kein Geld da ist. So einfach ist das.

Bei dieser Pressekonferenz habe ich darauf hingewiesen, dass neben den beiden Interessenvertretungen auch ein „unsichtbarer Dritter“ anwesend ist, nämlich der Gesetzgeber. Denn dieser ist in Wahrheit für einen sehr großen Teil dieser Misere verantwortlich. Wenn die gesetzlichen Rahmenbedingungen nicht stimmen, können beide Parteien noch so guten Willens sein, eine Sanierung der vielfältigen Probleme wird so nicht möglich sein.

Allerdings, solange die beiden Interessenvertretungen sich ausschließlich gegenseitig beschäftigen anstatt gemeinsam dem Parlament vernünftige, den Anforderungen entsprechende, Vorschläge zu machen und diese auch konsequent einfordern, werden uns die Rahmenbedingungen von der Politik aufgezwungen. Es ist an uns die Sozialpartnerschaft so zu leben, dass sie wieder jene Kraft, aber auch vernünftige Weitsicht entwickelt, wie das zur Zeit des Wirtschaftswunders der Fall war. Gelingt das nicht, haben wir als Kammern endgültig unsere Existenzberechtigung verloren. Am Ende auch die Arbeiterkammer, trotz ihrem ungebremsten und sehr erfolgreichen Ritt gegen die Unternehmer. Denn ohne Unternehmer und ihre Betriebe gibt es bekanntlich auch keine Arbeitnehmer. Diese Tatsache wird in der Hitze des Gefechtes um Arbeitnehmerstimmen sowohl von der Gewerkschaft als auch von der Arbeiterkammer gerne verdrängt.

Ich bin sehr gespannt, wann und in welchem Geiste die bei der Pressekonferenz angeregten Tourismusgespräche der beiden betroffenen Interessenvertretungen stattfinden werden.

 

Euer

Peter Dobcak