Sylvia Netousek: „Das Kanzleramt ist meine Lebensliebe!“

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Wien (Culinarius) – Im November 2015 erwachte eine alte und bereits etablierte Adresse unter der Ägide von Sylvia Netousek im ersten Wiener Gemeindebezirk zu neuem Leben. Das Kanzleramt war bereits in den 1980er und 1990er Jahren ein Fixpunkt für Politiker, Businessmänner und die Hautevolee Wiens und erstrahlt seit seinem Auftakt im Winter letzten Jahres wieder in vollem Glanz. Nun, acht Monate nach der Eröffnung, wagt gastronews.wien einen Blick hinter die Kulissen des Lokals und traf die Geschäftsleiterin zu einem Interview um über die Wiederbelebung, die Philosophie und das Erfolgsgeheimnis hinter dem Kanzleramt zu reden.

Das A und O der Philosophie

„Das Geschäftsmotto ist Nachhaltigkeit! Mir ist wichtig, wo ich einkaufe – also ich kenne alle meine Lieferanten, und das bereits sehr lange. Wir erhalten nur Ware aus Österreich und unser Sortiment umfasst ausschließlich Wiener Weine.“, meint die sympathische Besitzerin des Kanzleramts.  In Puncto Qualität setzt man hier auf die Zertifizierung durch das AMA-Gastrosiegel: „Das ist auch ein Punkt, bei welchem ich denke, dass seitens des Gastes auch etwas zurückkommt. Denn natürlich dauert es ein wenig, aber der Gast merkt unbewusst mit welcher Energie er das Lokal verlässt und stellt sich die Frage „War das gute Qualität oder nicht? Kann er diese Frage bejahen, entscheidet er sich vermutlich ein weiteres Mal vorbeizuschauen.“ Aber nicht nur die Hochwertigkeit der angebotenen Speisen und Getränke ist eines der Hauptanliegen Netouseks: „Natürlich achte ich im Rahmen meiner Geschäftsphilosophie auch darauf, dass die Leute sich wohlfühlen können bei mir.“ Kommunikation und das Zwischenmenschliche seien eben auch ein wesentlicher Aspekt der Philosophie und des darauf aufbauenden Erfolges. Man muss versuchen Authentisch zu sein – du musst ehrlich etwas verkaufen, von dem du selbst überzeugt bist.“
Auch in Hinblick auf ihre Mitarbeiter ist ihr wichtig, dass diese Teamplayer sind. „Wir sind ein relativ kleines Team, daher achte ich darauf, dass es ein familiäres Klima bei uns gibt. Zudem muss den Mitarbeitern die Freundlichkeit und Höflichkeit dem Gast gegenüber genauso am Herzen liegen wie mir.“

Aus Alt mach Neu: Das Kanzleramt erstrahlt in neuem Glanz

„Bei mir soll jeder reinkommen und sich wohlfühlen können.“ Diese Einstellung spiegelt sich in der momentanen Einrichtung und Ausstrahlung des Kanzleramts wieder – denn es schafft den Spagat sich einerseits simpel und bodenständig und andererseits doch schick und ohne viel Schnickschnack  zu präsentieren. Eben die perfekte Balance zwischen einem gemütlichen Wiener Beisl und Qualitätsrestaurant. Wie es nun dazu kam, dass Frau Netousek das Kanzleramt übernahm antwortet sie mit einem Lächeln: „Das Kanzleramt hat sich wohl eher für mich entschieden. Eigentlich wollte ich nach meiner Zeit im „Zum narrischen Kastanienbaum“ ein kleines Karriereintermezzo einlegen – stattdessen wurde mir diese Location angeboten.“ Ein äußerst glücklicher Zufall, wie sich herausstellt, denn: „Bereits bei früheren Spaziergängen durch die Wiener City dachte ich mir: „Das ist das einzige Lokal, das mich noch interessieren würde. Also habe ich beim Angebot direkt zugeschlagen und binnen 3 Wochen einen „Umbaumarathon“ durchgeführt – von der Klimaanlage über Heizung und Toiletten, bis hin zu einer neuen Küche und einer neuen Schankanlage. Aber mein Wunschtermin war der 2. November – und ich muss sagen, es ist sich unterm Strich wunderbar ausgegangen.“ Natürlich ist eine derartige Top-Adresse der Wiener Gastronomie nicht vollkommen unumkämpft. Wieso Sie den Zuschlag für das Kanzleramt erhalten hat und sich gegen die anderen Bewerber durchsetzen konnte, meint sie: „Weil ich versuche authentisch zu sein. Darüber hinaus habe ich 20 Jahre ein Lokal geführt – wodurch ich natürlich auch mit einem gewissen Know-How punkten konnte.“

Vielversprechendes Erfolgsgeheimnis

Warum die zahlreichen Touristen, Businessmänner und Wiener, welche zuhauf am Kanzleramt vorbeigehen ausgerechnet hier einkehren sollen, gibt die Betreiberin eine scherzhafte Antwort: „Das weiß ich noch nicht.“, meint sie mit einem gelassenem Lächeln – bevor sie weiterspricht: „Es ist zum Teil sicher der Qualität, welche wir bieten, in Kombination mit unserem Preis-Leistungs-Verhältnis zu verdanken. Andererseits liegt es sicher auch an unserem starken Personal. Natürlich sind es summa summarum auch Dinge wie das Ambiente und die Einrichtung – das ist dann aber Geschmackssache. Aber Freundliches Personal und hochwertige Küche ist überall ungefähr gleich.“ Doch nicht nur Personal, Speisen und deren Qualität sind essentiell für einen Erfolg. „Ich denke Ehrgeiz ist ganz wichtig – aber auch die Persönlichkeit. Ich möchte meine Gäste nicht nur bedienen, sondern auch wirklich auf diese eingehen. Ich versuche daher auch in meinem Lokal möglichst präsent zu sein. Die persönliche Verbindung zum Gast ist mir eben sehr wichtig.“, sagt die Gastronomin und gibt gleichzeitig Einsicht in ihre Zukunftspläne: „Deshalb möchte ich auch kein zweites Lokal; ich müsste immer an zwei Orten gleichzeitig sein – und das würde mir keine persönliche Connection zum Gast mehr ermöglichen. Ob das jetzt ein Politiker ist oder ein Gewerkschafter oder was auch immer – ich gehe immer mit derselben Natürlichkeit und Freundlichkeit auf den Gast zu.“ Für die weitere Zukunft des Kanzleramtes kann Netousek noch keine weiteren konkreten Pläne erläutern. Das einzige das sicher zu sein scheint, dass dank des Teams, der Philosophie und der Chefin die Zeichen weiterhin auf Erfolg stehen.

Fotocredit: Sylvia Netousek