Die Pizza 3.0 – gesund und gut?

Andrea Wieger

Gluten – seit mehreren Jahren ein Bösewicht in der gesunden Ernährung, ob nun tatsächlich ein schwerverdaulicher Nahrungsmittelbestandteil oder glutenfrei doch nur als neumodischer Lebensmitteltrend: dieses Klebereiweiß im Getreidekorn sorgt jedenfalls in vielen Bäuchen für heftiges Rumoren, weswegen sich Christina und Albert Schmidbauer bereits letzten Sommer etwas Neues einfallen ließen und mit dem „Zum Wohl“ in der Stumpergasse das erste glutenfreie Restaurant Wiens eröffneten. Ein Jahr ist vergangen, nun folgte der zweite Streich: am 3. Juni öffnete das „Alla Salute“, die erste Pizzeria Wiens, die ausschließlich glutenfreie Pizzen bäckt, seine Türen. Klingt vielversprechend, zumindest für jemanden, der sich mit dem Thema gesundes Essen etwas auseinandersetzt. Ich hab´s mir angesehen und gekostet…

Beim Betreten des Lokals weiß man sofort, dass es sich um italienische Küche handelt: kleine schwarz-weiße Fliesen, eine Galerie im ersten Stock mit vielen Weinflaschen in den Regalen, ein dreirädiges Rollermobil alias „Vespacar“ von Piaggio mitten im Gastraum – und das in gelacktem Schwarz, der Deluxe-Italo-Style sozusagen. Hübsch! Wirkt allerdings alles ein bisschen „zu neu“.

Wirft man einen Blick auf die Speisekarte, weiß man ebenfalls, dass es hier sehr modern zugeht. Die Pizzen werden nämlich kategorisiert in vegan (€ 9,40 – 11,30) , vegetarisch (€ 9,70 – 11,20) und flexitarisch (also manchmal-fleischliebend; € 12,40 – 16,20). Wo gibt’s das schon? Witzig sind auch die Namen der Pizzen. Statt Rusticale, Capricciosa, oder Tonno werden im Alla Salute nämlich beispielsweise „Die erdige Rote“, „Der flotte Käfer“ oder „Die grüne Schlange“ serviert. Gewöhnungsbedürftig, aber man ist ja flexibel heutzutag´. Wir kosteten uns also quer durchs Pizzabeet: erstmal die „kernige Kräftige“ mit Erdäpfeln (ja, ich weiß, ich war eh skeptisch), Pinienkernen, Parmesan und nach dem Backen getoppt mit frischen Spinatblättern. War in Ordnung, aber nicht wirklich ein phänomenales Geschmackserlebnis. „Der schicke Salzburger“ mit Räucherstör-Carpaccio, Fenchel, Kresse, Sprossen und Rahmsauce hat uns ebenfalls nicht vom Hocker gehaut – das Ganze ist eine weiße (weil ohne Tomatensauce), trockene und leider kaum fischige Angelegenheit, die mindestens das Doppelte an Belag vertragen hätte. Schade. Umso besser dafür waren die anderen beiden Varianten: „Der süße Bock“, belegt mit Ziegenbrie, Birnen-Chutney, Rucola, Walnüssen und Thymian, schmeckt süßlich und richtig gut, vermutlich auch weil ordentlich viel Käse drauf ist. Und zuletzt noch was Fleischiges: die „feine Schnitte“ mit Salami vom Labonca-Sonnenschwein, Rucola-Pesto und Parmesan war richtig würzig und kam einer „echten“ Pizza am nähesten. Was jedoch alle gemeinsam haben: sie lassen sich nur recht schwer schneiden, weswegen wir nicht die einzigen Gäste waren, die sich große Pizzastücke mit der Hand in den Rachen geschoben haben, was an und für sich nicht tragisch ist. Weniger erfreulich ist jedoch, dass die Pizzaböden derartig dünn und knusprig sind, dass sie – meiner Meinung nach –  gar nicht mehr so richtig als Pizza durchgehen, eher als Flammkuchen. Da steckt aber definitiv das fehlende Gluten dahinter. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass mit glutenfreiem Mehl meist eine trockene Gschicht rauskommt. Kein Wunder, wenn der Kleber fehlt.

Getränketechnisch setzt die „Pizzeria, die alle vertragen“ auf Bio-Limos (mit Vitaminen und Algen angereichert), Kaffee von der Rösterei Alt-Wien, der im schwarzen Piaggio-Flitzer zubereitet wird, Bio-Weine und glutenfreies „Zum Wohl“ Bier, welches übrigens genauso viel kostet wie ein halber Liter Soda (€ 3,60!).  Das Servicepersonal ist noch etwas schulungsbedürftig, doch das wird bestimmt noch besser.

Mein Fazit:

Guter Versuch. Und eigentlich ja etwas Innovatives. Aber ein bisschen vergeht dann doch ein wenig die Lust, wenn statt einer saftigen Pizza eine knusprige Flade daherkommt. Und das um nicht wenig Geld. Mein Tipp: eine Variante mit viel Käse bestellen! Da kann nicht viel schiefgehen.

 

Alla Salute

Stumpergasse 51

1060 Wien

Tel. 01/595 23 04

www.allasalute.at

Geöffnet: 11:30 – 14:30 & 17:30 – 22:30

Gastgarten vorhanden