Andreas Flatscher: „Ich könnte leichter ein Atomkraftwerk eröffnen, als ein Lokal“

Wien (Culinarius) – Wo findet man dicke Steaks und zart gegrillte Riesengarnelen in Wien unter einem Dach? Richtig, in den „Flatschers“ Lokalen in der Kaiserstraße. Aufgeteilt in das Steaklokal „Flatschers“ und das „Flatschers Bistrot“ gibt es hier saftige Burger wie aus den USA, französische Moules-frites und diverse Fischgerichte zu genießen. Dahinter steht der Vollblutgastronom Andreas Flatscher, 41 Jahre jung und mit voller Freude im Geschäft.

Nachdem er sein WU-Studium frühzeitig beendete, eröffnete Andreas Flatscher 1998 mit 23 Jahren sein erstes Lokal im 8. Bezirk: Die „Wäscherei“. Dieses betrieb er bis 2009, verkaufte es dann weiter und eröffnete zwei Jahre später das „Flatschers“, wie wir es heute kennen. Seine französische Frau gab dem Szenegastronom Inspiration für ein weiteres Restaurant in derselben Straße; das „Flatschers Bar und Bistrot“ mit mediterraner, französischer Küche entstand.

Im August dieses Jahres folgt Flatschers nächster Streich: „Zur Flotten Charlotte“ nennt sich das neueste Konzept, das im selben Gebäude wie das Bistrot eröffnet werden soll. Die Berliner Kneipe soll anders werden als alles anderen Restaurants, perfekt geeignet für einen „Absacker mit Stil“, wie es Andreas Flatscher formuliert. Im Interview spricht er über seine „freche Göre“, vegane Gerichte sowie sensationelle Nachahmer und was das alles mit einem Atomkraftwerk zu tun hat.

Gastronews Wien: „Einst warst du ein WU-Student, welchen Studiengang hast du damals belegt und warum hast du diesen frühzeitig beendet?“
Flatscher: „Ich habe Wirtschaft studiert und nach drei Jahren abgebrochen, da ich mich der Gastronomie widmen wollte. Neben meinem Studium kellnerte ich, daraus entwickelte sich schnell der Wunsch nach meinem eigenen Restaurant.“

„1998 hast du dein erstes Lokal ‚Wäscherei’ eröffnet, wie gut gelang dir der Einstieg ins Gastgewerbe?“
Flatscher: „Noch besser als erwartet, schon nach einem halben Jahr war das Lokal immer gut besucht. Ich denke, man sollte jedem neuen Restaurantprojekt zunächst ein wenig Zeit geben.“

„Bedeutet, du hattest nie Zweifel daran, dass es nicht laufen würde?“
Flatscher: „Nun ja, ein wenig Zweifel hat man immer, würde ich sagen, aber die sollte man versuchen in Grenzen zu halten. Denn sonst merken das die Leute und das wirkt sich dann auch auf die Gäste aus.“

„Was war dein Notfallplan, hätte dein Gastronomiebetrieb nicht funktioniert?“
Flatscher: „Ich hatte keinen.“

„Zwei Jahre nach dem Verkauf der ‚Wäscherei’ hast du 2011 das Steaklokal ‚Flatschers’ eröffnet. Wozu hast du die zwei Jahre Auszeit genutzt?“
Flatscher: „Ich habe ein Beratungsunternehmen gegründet, um Restaurants zu beraten. Gastrodogs hieß die Firma. Aber schnell erfasste mich die Sehnsucht, wieder direkten Kontakt mit den Gästen zu haben, deshalb eröffnete ich 2011 mein Steaklokal.“

„Auf deiner Speisekarte stehen sehr viele Fleischgerichte. Was würdest du tun, wäre dein bester Freund Vegetarier?“
Flatscher: „Ich habe genau zwei vegetarische Gerichte auf meiner Speisekarte stehen, die würde ich ihm anbieten, inklusive Bier.“

„Könntest du dir vorstellen, auch vegane Gerichte mit auf die Speisekarte zu nehmen?“
Flatscher: „Nein, niemals. Bitte erschlag mich, wenn es soweit kommt.“ (lacht)

„2014 wurde dein Lokal ‚Zur Flotten Charlotte’ bereits für das Frühjahr angekündigt, warum hat es sich nun doch auf 2016 verschoben?“
Flatscher: „Wir hatten mit vielen behördlichen Problemen zu kämpfen, die mussten wir erst einmal regeln. Die Auflagen wurden immer mehr und komplizierter. Manchmal dachte ich, es ist leichter am Stephansplatz ein Atomkraftwerk zu eröffnen als in der Kaiserstraße einen Imbiss.“

„Warum hast du dich mit ‚Zur Flotten Charlotte’ auf das deutsche Publikum fokussiert?“
Flatscher: „Weil es noch keine Currywurst hier in Wien gibt. Außerdem sind im Gegensatz zu anders lautenden Mythen mehr Menschen aus Deutschland als aus Ex-Jugoslawien in der Stadt. Aber nicht nur die sollen angesprochen werden, sondern auch Wiener – jung wie alt. Deshalb wird es natürlich auch heimische Wurstspezialitäten geben. Mit der ‚frechen Göre’ möchte ich ein Kontrastprogramm zu anderen Restaurants erschaffen, eine Antigastronomie, in der der Mensch wieder Mensch sein darf. Ohne Facebook, ohne Telefon. Wer die Charlotte erreichen möchte, muss persönlich vorbeikommen. Es soll ein Rückzugsort für diejenigen werden, die ihr Leben wieder zelebrieren wollen – aber mit Stil. Gerne kann geraucht, getrunken und Frauen sowie Männer angemacht werden, aber alles bitte mit Stil. Eine ‚Edenbar reloaded’.“

„Wie kamst du auf die Idee, ein Restaurant wie ‚Zur Flotten Charlotte‘ zu eröffnen?“
Flatscher: 
„Mir hat ein Lokal gefehlt, in dem man einen Absacker mit Stil trinken kann.“

„Wovon lässt du dich bei deinen Restaurant-Konzepten inspirieren?“
Flatscher: „Zum einen von meinen Reisen in andere Länder. Teilweise finde ich dort großartige Konzepte vor, die mich inspirieren. Jedoch lässt sich natürlich nicht alles, was woanders funktioniert, auch in Wien umsetzen. Das andere, was mir Inspiration schenkt, ist die Flasche Wein in der Nacht, da kommen mir die besten Ideen. Das Konzept für das ‚Flatschers’ habe ich beispielsweise innerhalb von nur einer halben Stunde geschrieben.“

„Wohin soll deine nächste Reise gehen?“
Flatscher: „Definitiv nach New York, das steht fest. Und nach London. Diese Städte sind die absoluten Kulinarik-Hot-Spots, gefolgt von Berlin und Hamburg. Nun kommt es mir aber immer wieder unter die Augen, dass mein Konzept anderswo kopiert wird. Wie zum Beispiel in Frankfurt, wo das ‚Fletchers’ meine Ideen einfach komplett übernommen hat. Ich finde das super. Ich habe auch schon gesehen, wie Restaurants meine gesamte Speisekarte kopierten, mit dem Vorwort von mir! Das ist doch sensationell!“ (lacht)

„Welche weiteren Restaurant-Konzepte schweben dir für die Zukunft vor?“
Flatscher: „Also erstmal muss jetzt die Charlotte entstehen und viel Spaß verbreiten. Dann möchte ich mich die nächsten drei Jahre darauf konzentrieren, was ich bisher habe. Das nächste Konzept steht zwar schon auf Papier, aber ich verrate noch nichts.“

„Seit Neuestem gibst du auch ein Kundenmagazin heraus, was willst du damit bewirken?“
Flatscher: „Richtig, das ist nun die zweite Ausgabe. Damit möchte ich meinen Stammgästen Informationen zum Mitnehmen bieten und neue Gäste gewinnen. Wir stellen darin unsere Mitarbeiter vor und informieren über unsere Produkte.“

„Mit was für einer Auflage und Periodizität erscheint das ‚Flatschers’?“
Flatscher: „Einmal im Jahr mit einer Auflage von 30.000.“

„Gerne leistest du dir auch mal ein Späßchen, wie zum Beispiel mit deinem Aprilscherz auf Facebook, dass du die El Gaucho – Gruppe übernehmen wirst. Wie wurde darauf reagiert?“
Flatscher: „Also meine Gäste haben sich zerkugelt vor Lachen. Auch El Gaucho fand es lustig. Es war eigentlich das perfekte virale Marketing für uns beide. Ernst genommen wurde mein Post nur kurzfristig, es war dann relativ schnell klar, dass es sich um einen Aprilscherz handelt. Danke für die tolle Reaktion der El Gaucho-Truppe, so macht Mitbewerb Spaß.“

„Wie wichtig ist dir Humor im Job?“
Flatscher: „Es ist das Wichtigste überhaupt, ohne Spaß hat es keinen Sinn.“

Fotocredit: Michael Mayer