TafelBox für Essensreste: Initiative gegen Lebensmittelverschwendung

Wiederverwendbare Box in der Gastronomie für nicht aufgegessene Speisen schafft mehrfache Win-Situation für Wirt, Gast, Umwelt und Bedürftige

Wien (Culinarius/OTS) – Lebensmittelverschwendung geht uns alle an. Um die Sensibilität für dieses Thema zu erhöhen, haben die gastgewerblichen Fachverbände in der Wirtschaftskammer Österreich jetzt eine breite Initiative rund um die „TafelBox“ gestartet, die heute in einer Pressekonferenz präsentiert wurde. Diese wiederwendbare Bio-Kunststoffverpackung wird von Gastronomen für 50 Cent an Gäste abgegeben, die ihre Essenreste nach der Mahlzeit zum Mitnehmen einpacken möchten. 20 Cent davon gehen als Spende weiter an den Verband der österreichischen Tafeln.

Mario Pulker, Obmann des Fachverbandes Gastronomie in der WKÖ, präzisiert: „Nur 14 Prozent aller weggeworfenen Lebensmittel stammen laut einer Studie der EU-Kommission aus der Gastronomie, etwa 44 Prozent machen Abfälle aus Produktion und Handel aus, 42 Prozent entfallen auf die Haushalte. Damit entfällt auf die Gastronomiebetriebe ein verhältnismäßig geringer Anteil, dennoch ist es uns ein wichtiges Anliegen, hier etwas zu tun und eine Bewusstseinsbildung bei unseren Gästen einzuleiten.“

Wie in anderen Bereichen auch, sind die heimischen Gastronomiebetriebe in Bezug auf den Umgang mit Essensresten mit einer Vielzahl von Regulierungen konfrontiert „Ein noch Mehr ist für uns schlicht nicht tragbar. Es ist der Gesetzgeber in der Pflicht, die Sensibilisierung für Lebensmittelverschwendung zu stärken“, erläutert Pulker und verweist auf die derzeitigen Grenzen für Haltbarkeitsdaten, die teils überzogen sind: So muss etwa auch ein Mineralwasser mit einem Haltbarkeitsdatum versehen sein, und ein Käse, der erst durch Reifung zum vollen Aroma kommt, müsste oft schon davor aufgrund von gesetzlich vorgegebenen Haltbarkeitsangaben entsorgt werden. Pulker: „Unsere Betriebe müssen sich nach diesen gesetzlichen Vorgaben richten, sonst drohen gleich empfindliche Strafen vom Lebensmittelinspektor.“

Um die Bekanntheit der „TafelBox“ zu erhöhen, hat der Fachverband Gastronomie in einer ersten Aktion dieser Tage bereits 700 Starterpakete zu je 50 Boxen an Betriebe in ganz Österreich verschenkt, weitere folgen. Betriebe, die die Box ihren Gästen anbieten möchten, können diese unter www.tafelbox.at sowie bei der Firma Kastner, welche die Box mitentwickelt hat, bestellen und bekommen diese samt Info-Material für die Gäste geliefert.

Alexandra Gruber, Geschäftsführerin der Wiener Tafel, erläutert: „Mit der ‚TafelBox‘ kann wirklich jeder von uns ein aktives Zeichen gegen Lebensmittelverschwendung setzen. Und sie schafft gleich mehrfache WIN-Situationen: Zunächst für den Gastronomen, der sich die Entsorgung der Reste erspart; aber auch für den Gast, der die Speisen ein weiteres Mal zu Hause genießen kann. Ebenso gewinnt die Umwelt, weil wertvolle Ressourcen in die Produktion unserer Speisen fließen. Und, last not least, hat unsere ‚TafelBox‘ einen hohen sozialen Mehrwert, denn 20 Cent gehen als Spende an die Tafeln zur Versorgung von hilfsbedürftigen Menschen.“ Heutzutage gehöre es zum guten Ton, sich die Essensreste mitzunehmen.

Helmut Adam, Stv-Obmann des Verbandes der österreichischen Tafeln, begrüßt die österreichweite Ausrollung des Projektes: „Die ‚TafelBox‘ war ursprünglich auf den Wiener Raum beschränkt, und wir freuen uns, dass es durch die Kooperation mit der Wirtschaftskammer jetzt möglich ist, das Projekt bundesweit auszuweiten. Unsere Organisation sammelt genusstaugliche Lebensmittel von verschiedenen Quellen. Die Gastronomie war aufgrund der besonders vielen rechtlichen Vorgaben bisher für uns schwer erreichbar. Diese Lücke schließt nun die ‚TafelBox‘. Denn durch die inkludierte Spende von 20 Cent pro verkaufter Box können wir originalverpackte Lebensmittel retten und mit diesen hilfsbedürftigen Menschen Nahrung anbieten“. Zuletzt haben die österreichischen Tafeln rund 27.000 Menschen mit Lebensmitteln versorgt, im laufenden Jahr werden es noch mehr werden, schätzt Adam.

Christine Hochholdinger, Expertin des Umweltministeriums erläuterte den Zugang des Ministeriums zu Initiativen gegen Lebensmittelverschwendung: „Das Vermeiden von Lebensmittelabfällen ist auch eine Werthaltung. Gesetzliche Regelungen sind schwer umzusetzen, um sie in die Köpfe zu bringen, braucht es Bewusstseinsbildung. Dazu trägt auch dieses Projekt bei.“ (PWK216/PM)

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