Sonderausstellung „Antonio Salieri“ im Mozarthaus

Wien (Culinarius) Im Mozarthaus findet derzeit eine Ausstellung über Antonio Salieri und seine Rolle an der Seite Mozarts statt.

Mit Peter Shaffers bzw. Miloš Formans „Amadeus“ wurde Antonio Salieri wieder zu einem weltbekannten Komponisten. Obwohl Shaffer wie Forman keine Biographie Mozarts oder Salieris beabsichtigt haben, ist das von ihnen gezeichnete Bild Salieris heute jedermann präsent. Die Ausstellung stellt dem nun den authentischen Salieri gegenüber – in allen Facetten seines Lebens und seiner Tätigkeiten. Natürlich wird sein Verhältnis zu Mozart beleuchtet, aber es geht auch um Salieri als Lehrer einer ganzen Komponistengeneration, allen voran Beethovens und Schuberts, aber auch des Sohnes von Mozart. Er galt als Autorität wie als Vaterfigur; beides brachte er in sein Engagement für die Gründung der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien und ihres Konservatoriums ein. Dass er ein geselliger Mensch mit einem weiten Freundeskreis war, gehört zum hier gezeichneten Bild seiner Persönlichkeit und wird manche AusstellungsbesucherInnen ebenso überraschen wie das Faktum, dass Salieri als Hofkapellmeister mehr Beamtenfunktionen als künstlerische Aufgaben hatte. Sein Weg nach Wien, sein Aufstieg, seine Stellung und seine Verdienste in der Wiener Musikszene sowie Salieris kompositorische Erfolge in der ganzen musikalischen Welt werden ausführlich dokumentiert. Das alles sind Themen dieser Ausstellung, die neugierigen BesucherInnen viel Neues bieten kann. Sie besticht mit schönen, wertvollen, selten zu sehenden und nicht zuletzt informationsreichen Objekten, die nicht zu vergessende Eindrücke hinterlassen.
Antonio Salieri: Das kompositorische Schaffen

Salieri war stets ein treuer Diener seines Herrn, des Wiener Kaiserhofs. Das zeigt sich auch im Umfang seines Schaffens. Er hat vornehmlich das komponiert, was der Hof von ihm erwartete: Opern und andere Bühnenwerke, Harmoniemusik, patriotische Kompositionen sowie Kirchenmusik. Salieri hat fast keine Klavier- und Kammermusik geschrieben – Gattungen, für die es einen hohen Bedarf und im Musikalienhandel breite Absatzmöglichkeiten gegeben hat – und kaum Orchesterwerke, die im öffentlichen Konzertleben hätten Platz haben können. Von seinen sechs Instrumentalkonzerten (eine Gattung, für die dort keine Verwendung war) hat er fünf vor seiner Anstellung bei Hof komponiert. Abgesehen von den für italienische Opernhäuser und für Paris geschriebenen Opern sowie den Werken für die Tonkünstler-Societät und für die Gesellschaft der Musikfreunde in Wien – zwei musikalische Organisationen, für die sich Salieri persönlich engagiert hat –, arbeitete er nur ganz selten für fremde Aufführungsanlässe oder Auftraggeber. Nach der überaus erfolgreichen Aufführung von Händels Oratorium „Timotheus oder die Gewalt der Musik“ am 29. November 1812 in der K.K. Hofreitschule unterzeichneten 507 Persönlichkeiten eine Liste zur Gründung der Gesellschaft der Musikfreunde, darunter Hofkapellmeister Antonio Salieri, der ranghöchste Repräsentant der Wiener Musikszene, der ab 1813 im Präsidium der Gesellschaft wirkte. Zur eigenen Freude bzw. zum Musizieren im Freundeskreis schuf Salieri Lieder, Kanons und kleine, unbegleitete mehrstimmige Gesänge.In seinem Stil ist Salieri nie stehen geblieben. Er hat die in seine Lebenszeit fallende Entwicklung von der Vorklassik zur frühen Romantik mitgemacht und ist in dieser musikalischen Entwicklungsgeschichte in etlichen Details beispielhaft vorangegangen. Dieunbegleiteten mehrstimmigen Gesänge hat er als Erster – und in bemerkenswertem Umfang – als musikalische Gattung gepflegt; heute wird diese Gattung in erster Linie mit Salieris Schüler Franz Schubert assoziiert. Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass sich Salieri aus künstlerischem Ehrgeiz oder aus geschäftlichen Überlegungen persönlich um eine Verbreitung oder Vermarktung seiner Werke bemüht hätte. Die Verbreitung seiner Opern in Abschriften oder Drucken ist in der zeitüblichen, oft auch von Zufällen abhängigen Eigendynamik bzw. über Initiative anderer erfolgt. Nur in geringem Umfang ist es zu Publikationen politisch-patriotischer oder kleiner Vokalkompositionen gekommen. Dieses ganz offensichtliche Desinteresse Salieris an der Vermarktung bzw. Marktpräsenz seines Schaffens korrespondiert mit seiner immer wieder belegten Bescheidenheit und Zurückgezogenheit.

Das Museum ist täglich von 10 bis 19 Uhr geöffnet. Weitere Informationen auch zu aktuellen Sonderausstellungen entnehmen Sie bitte der Homepage.

Fotocredit: Mozarthaus