Studie: Hoch gelobter Wein schmeckt besser

(Weinserver) Wenn Gastgeber ihren Gästen Wein auftischen, sollten sie ihn vor dem Trinken immer loben. Hohe Erwartungen führen nämlich laut Schweizer Forschern dazu, dass der Wein Testpersonen besser schmeckt.

Michael Siegrist und Marie-Eve Cousin vom Institut für Umweltentscheidungen der ETH Zürich ließen 163 Probanden den argentinischen Rotwein „Clos de Los Siete Mendoza“ (2006) probieren, wie die Webzeitung „ETH Life“ am Dienstag berichtete. Der Wein wurde vom bekannten Weinkritiker Robert Parker mit 92 von 100 möglichen Punkten bewertet.

Die Forscher teilten die Probanden für ihre im Fachmagazin „Appetite“ (Bd. 52, S. 762) erschienene Studie in fünf Gruppen ein: Eine wurde vor dem Probieren über die hervorragende Parker-Beurteilung informiert. Einer zweiten schwindelten die Forscher vor dem Probieren dagegen vor, Parker habe dem Wein bloß 72 Punkte gegeben.

Unterschiedlicher Effekt

Zwei weitere Gruppen erhielten die positive respektive negative Beurteilung, nachdem sie den Wein gekostet hatten, jedoch bevor sie ihre Bewertung abgaben. Und die fünfte Gruppe erhielt weder vor noch nach der Probe Informationen und diente als Kontrolle.

Es zeigte sich, dass nur vor der Weinprobe informierte Probanden sich von der Parker-Beurteilung beeinflussen ließen: Wer positiv eingestellt war, gab dem Wein deutlich bessere Noten, als wer von einem schlechten Wein ausging. Zwischen den nach der Probe – aber vor der Bewertung – informierten Gruppen fand sich kein solcher Unterschied.

Das Gesicht wahren

Die Probanden hätten sich also nicht einfach in einem guten Licht darstellen wollen, wird Siegrist in dem Bericht zitiert. Vielmehr würden die Beurteilungen von Weinkritikern tatsächlich das Geschmacksempfinden von Weintrinkern beeinflussen.

Trotzdem schließen die Wissenschaftler psychosoziale Faktoren bei der Weinbeurteilung nicht aus. Gerade passionierte Weintrinker und -kenner könnten, um ihr Gesicht zu wahren, nachträglich ihre Meinung und somit ihre Beurteilung revidieren. Dieser Frage wollen die Forscher in weiteren Studien auf den Grund gehen.